Der Preis des Wassers

Dokumentarfilm beleuchtet Kommerzialisierung eines Überlebensmittels

  • Caroline M. Buck
  • Lesedauer: 2 Min.
Wasser - Menschenrecht oder Handelsware? Mit dem Flaschenwasser entdeckte der Nestlé-Konzern einen neuen Wachstumsmarkt. Schließlich ist Wasser überlebenswichtig - weltweit.

Überall da, wo korrupte Regierungen die Versorgung ihrer Bürger mit Trinkwasser nicht gewährleisten, finden Konzerne wie Nestlé ihren Markt. Aber auch da, wo sich Behörden durch die Aussicht auf neue Jobs und ein paar »großzügige« Strukturmaßnahmen beeinflussen lassen. Die Fakten, die der Schweizer Filmemacher Urs Schnell in »Bottled Life« (Kinostart am 12. 9.) ausbreitet, sind nicht neu, aber das nimmt ihnen nichts von ihrer Brisanz. Nestlé, Weltmarktführer in der Sparte Lebensmittel und Getränke, ist ein Mammut unter den Konzernen. Nestlés Geschäft mit dem Wasser umspannt die Welt. Und es ist - anders als das »Produkt« selbst - ein ziemlich schmutziges.

Als investigativer Führer durch Nestlés Wunderwelt der Gewinnmaximierung bewegt sich der Zürcher Journalist Res Gehriger vor Schnells Kamera durch somalische Flüchtlingslager, nigerianische Slums und bedrohte Naturschutzgebiete im US-Bundesstaat Maine. In Äthiopien gehört die Wasserversorgung eines UN-Flüchtlingslagers zu den Prestigeprojekten guter Unternehmerschaft, mit denen Nestlés Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck das Image seines Unternehmens pflegt. Allerdings ist das Projekt, dessen sich der Konzern auf seiner Webseite rühmte, längst (und ohne Anschlussfinanzierung) in die Hände des UN-Flüchtlingshilfswerks übergegangen.

In Lagos, Nigeria, wird Nestlés Marktführerschaft durch ein Konkurrenzprodukt von Coca-Cola bedroht - beide Konzerne nutzen die Lücke, die ein ineffizienter Staat ließ. Dass Nestlés Flaschenwasser nicht für alle erschwinglich ist, und hier wie anderswo auch noch aus Tiefbrunnen vor Ort stammt, deren Wasservorkommen ohnehin der Bevölkerung gehören (müssten) - was kümmert’s Nestlé.

Das Naturreservat Shapleigh/Newfield im US-Bundesstaat Maine ist der einzige Ort im Film, dessen Bewohner im Widerstand gegen Nestlé erfolgreich waren. Weil es dem Konzern immer wieder gelungen war, entweder gleich Einfluss auf die Behörden zu nehmen, um Lizenzen zur Wasserentnahme zu bekommen, oder behördliche Vorgaben gerichtlich auszuhebeln, besann man sich auf das in der US-Verfassung verbriefte Recht auf kommunale Selbstbestimmung. Und war mit Beschlüssen einer Bürgerversammlung erfolgreich - auch gegen den eigenen Gemeinderat.

Die Ortschaft Shapleigh folgte dem Vorbild, und Nestlé musste seine Testbohrungen im Naturpark aufgeben - eine Graswurzelbewegung behielt die Oberhand gegen den globalen Goliath.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal