Jena ärgert Potsdam

Zum Bundesligaauftakt kommt Turbine nur zu einem Remis gegen die Thüringerinnen

  • Matthias Koch, Potsdam
  • Lesedauer: 3 Min.

2780 Zuschauer kamen am Sonntag ins Karl-Liebknecht-Stadion. Mehrheitlich wollten sie am ersten Spieltag der Fußball-Bundesliga der Frauen einen Erfolg von Gastgeber Turbine Potsdam bejubeln. Doch nach dem Abpfiff feierten nur die rund 50 mitgereisten Fans des USV Jena. Mit dem 1:1-Unentschieden konnten sie viel besser leben. »Wir sind glücklich über den Punkt. Beim letzten Mal hatten wir in Potsdam mit 0:6 verloren«, sagte Jenas Trainer Daniel Kraus. »Nach der Pause wollte Potsdam unbedingt gewinnen. Hinten raus hatten wir Glück, dass ein Ball nur gegen die Latte ging.«

Vor wenigen Wochen beim traditionellen Freundschaftsspiel in Sangerhausen hatten sich die beiden Leuchttürme des ostdeutschen Frauenfußballs ebenfalls 1:1 getrennt. »Wir waren eigentlich gewarnt. Wir hatten uns so viel vorgenommen. Aber das Selbstvertrauen des Beginns der Vorbereitungszeit ist nicht mehr vorhanden«, sagte die neue Potsdamer Kapitänsfrau Stefanie Draws.

Vizemeister Turbine trat nur in der Anfangsphase wie ein Kandidat auf, der wieder die ersten beiden Tabellenplätze und damit die Qualifikation zur Champions League erreichen will. Doch nach der Großchance von Neuzugang Julia Simic vom FC Bayern München in der zweiten Minute passierte erst einmal nicht mehr viel. »In der ersten Halbzeit waren wir gar nicht auf dem Platz. Das Unentschieden hat sich Jena verdient«, ärgerte sich Turbine-Trainer Bernd Schröder. Außenseiter Jena war durch einen Flankenschuss der Neuseeländerin Ria Percival in der 42. Minute mit 1:0 in Führung gegangen. Für Turbine rettete die Norwegerin Maren Mjelde mit dem Tor zum 1:1 (52.) wenigstens einen Punkt.

Insgesamt war das nicht die Werbung, die sich mancher in dieser Saison von der Bundesliga erhofft. Für die Summe von 4000 Euro für den Gastgeber überträgt Eurosport jeweils eine Partie live. Zum Auftakt war das Duell zwischen Triple-Sieger Wolfsburg und München dran. »So ein Ding kann auch nach hinten losgehen. Sauschlechte Spiele im Fernsehen würden auch das Image der Liga schwächen. Es ist eine Verpflichtung und Last für die Mannschaften, sich ordentlich zu präsentieren«, meinte Schröder.

Potsdam will unbedingt auch im nächsten Jahr in der Champions League spielen. Nur so bleibt die theoretische Chance, sich für das Finale 2015 in Berlin zu qualifizieren. »Die Karten sind neu gemischt. Wir hoffen, ein gutes Team zu haben«, sagte Schröder. »Die anderen sind besser aufgestellt. Frankfurt hat individuell die beste Mannschaft. Und Wolfsburg hat sich auch noch verstärkt.«

Turbine hingegen haben im Vergleich zum Vorjahr mit Torhüterin Alyssa Naeher (Boston Breakers), Yuki Ogmi (Chelsea London) und Patricia Hanebeck (SC Sand) drei Stammkräfte verlassen. Viel erwartet Schröder von den neuen offensiven Mittelfeldspielerinnen Lia Wälti (Young Boys Bern) und Julia Simic. Die am Donnerstag in Potsdam angekommene Offensivspielerin Ingrid Wells (Western New York Flash) wurde gegen Jena noch geschont. Die »Der General« genannte wuselige US-Amerikanerin erhielt einen Zweijahres-Vertrag.

Auch Schröder steht dazu, dass es in Deutschland die stärkste Frauenliga der Welt gibt. Nach Frankfurt und Wolfsburg sieht er seine Mannschaft mit dem FC Bayern auf Augenhöhe. »Wir hoffen, dass Klubs aus dem unteren Bereich wie Freiburg, Essen und Leverkusen eingreifen können. Es sollen nicht nur die Spitzenmannschaften alles unter sich alles ausmachen«, sagte Schröder.

Nun hat Jena den Favoriten gleich am ersten Spieltag ärgern können. Die Ziele der Thüringerinnen bleiben aber bescheiden. »Priorität hat der Klassenerhalt. Wir wollen einen einstelligen Tabellenplatz. Dafür müssen wir aber viel tun und hart arbeiten«, sagte Coach Kraus, der nebenbei noch Torwarttrainer beim Männer-Regionalligisten FC Carl Zeiss ist.

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