nd-aktuell.de / 13.09.2013 / Wissen / Seite 14

Lernen auf Bayrisch

Bildungsrauschen

Schulbeginn und Landtagswahl liegen in Bayern dicht beieinander und so schwärmt Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) von Bayerns »optimalem Bildungssystem«. Zum Beispiel behaupte er, postet www.suedeutsche.de,[1] dass »83 Prozent der bayerischen Schulen« Ganztagsschulen seien (bit.ly/1an6zBg). Wahr aber sei, so die »Süddeutsche«, dass dies »größtenteils von Müttern organisierte Mittagsbetreuungen« seien, die zudem häufig »um 14 Uhr« schlössen. Im Internet driften die Meinungen über das bayerische Schulsystem allerdings auseinander.

Ya_Basta findet es »ein Phänomen: Kaum ein Betroffener, sprich Eltern, Schüler und Lehrer, kommt mit dem bayrischen Bildungssystem zurecht kommt oder findet es gar gut. Dennoch wagt es die CSU, mit dem von ihr allein zu verantwortenden Desaster Wahlkampf zu machen. Irgendwann mal soll mir das doch bitte ein CSU-Wähler erklären.« Er wird unterstützt von SoWhat: »Manchmal denk ich mir, Eltern sollen aber auch nicht schimpfen: Schließlich wählt die Mehrzahl von denen ja alle 5 Jahre wieder diese Politik.«

Hei´de´nai protestiert: »Also bei aller Ablehnung gegen die Bedingungen an bayerischen Schulen, für den Leistungsdruck sind meiner Erfahrung nach die Eltern zuständig, die ihren Kindern schon in der Vorschule zu verstehen geben: ›Unter 1,0 Abi geht gar nichts, gell mein kleines Projektkind‹.«

Veritas11 kontert: »Das Funktionieren der bayerischen Schule ist zu einem großen Teil den Eltern und meist geordneten Verhältnissen geschuldet. Laut Lehrerverbände wurden viele von den jährlich versprochenen 1000 neuen Lehrern an anderer Stelle wieder eingespart. Bekannte haben mir glaubwürdig versichert, dass für dieses Schuljahr an Gymnasien so viele Lehrer fehlen, dass ein geregelter Unterricht nur mit übermäßigem Einsatz von Referendaren durchgeführt werden kann.«

Was das bayerische Schulsystem betrifft, ist der Erfahrungsbericht der Lehrerin Sabine Czerny vom Archiv der Zukunft auf www.adz-netzwerk.de[2] lesenswert. Sie hat versucht, kein Kind zurück zu lassen. Alle zeigten »positive Lernerlebnisse« und einen »verbesserten Notenschnitt«. Am Ende wurde die Lehrerin mit dem Argument strafversetzt, sie habe den »Schulfrieden gestört«.» (bit.ly/1ecRPKe)

Dagegen verteidigt Sigmar Rafael: «Unser Bayerisches Schulsystem kann sich weltweit mit anderen guten Ländern wie Kanada und Finnland messen lassen. Es mag bei der Umsetzung des G 8 vieles zu überstürzt gewesen sein, doch ein Billig-Abitur für Dumme wie es SPD und Grüne planen, wäre fatal für den Wirtschaftsstandort Bayern. Unser Land der Denker, Tüftler und Wissenschaftler ist nur zu dem geworden, da die Anforderungen immer hoch waren (sic!).»

Links:

  1. http://www.suedeutsche.de,
  2. http://www.adz-netzwerk.de