nd-aktuell.de / 13.09.2013 / Politik / Seite 8

Tod als Ausweg aus der Krise

Suizidrate in Griechenland weiter gestiegen

Filippos Sacharis, Athen
In Griechenland steigt in den letzten Jahren die Zahl der Selbsttötungen dramatisch an - allein während der Finanzkrise zwischen 2007 und 2011 um 45 Prozent und danach bis heute »sehr stark«.

Die Telefonnummer 1018 ist in Griechenland für manchen Anrufer die vielleicht letzte Hilfe - hier soll ein Suizid verhindert werden. Über insgesamt mehr als 4000 Anrufe in diesem Jahr berichtete die Hilfsorganisation Klimaka zu Wochenbeginn vor Journalisten. 1366 Mal war nach ihren Angaben wegen einer drohenden Selbsttötung sofortige Hilfe nötig.

In Griechenland sterbe alle 18 Stunden ein Mensch wegen Selbsttötung und alle 45 Minuten versuche jemand, seinem Leben ein Ende zu setzen, informierte die Hilfsorganisation. Gegenüber der Zeit vor der Krise habe sich die Zahl der Suizide in nur vier Jahren bis 2011 um 45 Prozent erhöht. Offizielle Angaben für 2012 und das laufende Jahr lägen noch nicht vor, hieß es.

Selbsttötungen sind in der ganzen Europäischen Union eine der Hauptursachen für vorzeitige Todesfälle. Jeden Tag setzen in ganz Europa etwa 172 Menschen ihrem Leben ein Ende. Immer mehr Menschen sterben weltweit an Suiziden als in Kriegen.

Griechenland gehörte vor der Krise zu den europäischen Staaten mit der geringsten Suizidrate. Doch nun wird erneut von einer weiteren Zunahme der Selbsttötungen ausgegangen. Deren Raten liegen auf Kreta, auf dem Peleponnes und in Ost-Makedonien-Thrakien am höchsten, in der nördlichen Ägäis und Epirus am niedrigsten.

Als Ursache wird besonders häufig eine schwierige soziale und finanzielle Situation der Opfer genannt. Meist stecken sie auch persönlich in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. Vor Ausbruch der Finanzkrise sei mehr auf psychologische Gründe verwiesen worden. In jedem Falle sehen die Opfer keinen Ausweg und für sich keine Zukunft mehr.

Die Lage auf dem griechischen Arbeitsmarkt und die weitere Zunahme der Armut bleibt dramatisch. Die Arbeitslosenquote beträgt 27,6 Prozent. Schon die Tatsache, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal 2013 nur um 3,8 Prozent statt ursprünglich erwarteter 4,6 Prozent zurückging, wird als Zeichen positiver Entwicklung betrachtet. Anfang 2013 schrumpfte die Wirtschaft um 5,6 Prozent.