Satire muss das Land ertragen

Wappenstreit beigelegt

  • Lesedauer: 2 Min.

nd: Weil Sie über Twitter ein Foto vom Landeswappen mit der Unterzeile »Wir sparen uns früher dumm« gepostet haben, bekamen Sie Ärger mit dem Innenministerium Sachsen-Anhalts. Wieso?
Ich habe diesen Aufkleber bei uns im Haus gesehen, das Motiv gibt es schon seit Mai. Ich fand ihn super, habe ihn abfotografiert und gepostet. Weil hier ein Stapel davon lag, schrieb ich dazu, dass man den Aufkleber bei uns bestellen könnte. Ich habe nicht mit großartigen Reaktionen gerechnet. Dann kam erst eine Mail von der Staatskanzlei, ich würde unberechtigt Hoheitszeichen benutzen. Dann die Mail vom Innenministerium: Ich wurde ultimativ aufgefordert, bis gestern 12 Uhr eine Unterlassungserklärung abzugeben, dass ich den Aufkleber nicht weiter verbreiten würde.

Haben Sie das getan?
Mittlerweile ist der Aufkleber sowieso vergriffen. Und es hieß ja, man dürfe das Wappen nicht im Zusammenhang mit einer »gewollten politischen Meinungsbekundung« benutzen. Ich habe also geantwortet: »Wir sparen uns früher dumm« ist keine politische Meinungsbekundung, sondern angesichts der momentanen Kultur- und Bildungspolitik eine Tatsachenbehauptung. Außerdem sollte sich das Land wirklich ein bisschen entspannen, was den Umgang mit Kritik und Satire angeht. Es kann nicht sein, dass man eine Landespolitik auflegt, die massiv ins Leben der Menschen wirkt und dann dünnhäutig bei Kritik reagiert, Demonstranten diffamiert und Strafandrohungen an satirische Kritiker schickt.

Der Kulturhaushalt in Sachsen-Anhalt wurde erheblich gekürzt.
Ja. Sieben Millionen Euro werden nächstes Jahr allein bei den Theatern und Orchestern in Halle, Eisleben und Dessau eingespart. Das würde die Häuser in eine existenzielle Bedrohung stürzen. Dessau ist mit drei Millionen weniger nicht mehr lebensfähig. Selbst wenn wir von unseren vier Sparten drei abbauen, also Schauspiel, Ballett und Puppentheater abschaffen, würden wir nicht auf diese Einsparsumme kommen. In Halle genauso, da stehen 140 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Das sind also irrsinnige Größenordnungen.

Das Innenministerium hat nun gesagt, die Sache mit dem Aufkleber sei »vom Tisch«.
Alle wären gut beraten, das auf sich beruhen zu lassen. Ich bin ja nicht mal der Urheber des Flyers. Gut, ich habe geschrieben, man könne ihn bei uns bestellen, darauf bezog sich das Ministerium. Aber insgesamt war deren Reaktion natürlich peinlich.

Fragen: Marlene Göring

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal