Armer Trittin

Uwe Kalbe über Aufarbeitung einstiger Beschlüsse der Grünen zur Pädophilie

  • Lesedauer: 2 Min.

Armer Jürgen Trittin, bedauernswerte Grüne. Dass die frappierenden Umfragehochs von über 20 Prozent und der Termin der Bundestagswahl so haarsträubend weit auseinanderliegen, kann ihnen nicht wirklich zum Vorwurf gemacht werden. Und so klingen auch die Kommentare, selbst die der politischen Konkurrenz, über den laxen Umgang der einstigen Grünen mit dem Thema Pädophilie ein klein wenig mitleidig.

Denn niemand kann Trittin ja vorwerfen, dass er persönlich sich etwas zuschulden kommen lassen hat. Sondern das Ziel der Kritik sind die Grünen als einst verhasste Partei, gemeint sind die Aussätzigen im Politikbetrieb der Bonner Republik, die pazifistischen Spinner und Frauenquotierer, der kollektive Tabubruch, der sie waren und als den man sie im bürgerlichen Lager so inniglich verabscheute. Schnell ist das Urteil deshalb jetzt formuliert: Es handele sich um unaufgearbeitete Jugendsünden, um Unzurechnungsfähigkeit in frühen Parteijahren.

Pädophilie wird so zu einer Art Kinderkrankheit der Grünen. Doch wenn es Gründe gibt, die Grünen nicht mehr zu wählen, sind dies nicht zuerst die längst vergessenen Diskussionen über Straffreiheit für Pädophile, die neben vielen anderen aufgeregten und teils wirren Diskussionen ohne Folgen blieben. Ganz anders als viele andere Beschlüsse der Grünen – über Kriegseinsätze in Jugoslawien oder Afghanistan, unsoziale Renten oder Abschaffung der Arbeitslosenhilfe. Es gäbe genug handfeste Gründe, die Grünen nicht zu wählen. Armer, verkannter Trittin.

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