Operation bleibt die Ausnahme

Eine neue Leitlinie empfiehlt die besten Mittel bei Verstopfung

  • Lesedauer: 2 Min.
Bis zu 15 Prozent der deutschen Erwachsenen sind chronisch verstopft. Vor allem Frauen kämpfen mit Blähbauch, Völlegefühl und gestörter Stuhlentleerung. Die zwei medizinischen Fachgesellschaften verabschiedeten eine Leitlinie zur Behandlung chronischer Obstipation.

Für eine wirksame Therapie empfehlen die Experten ein Stufenschema: ausgehend von ballaststoffreicher Ernährung reicht der Behandlungsplan über die Einnahme verschiedener Medikamente bis hin zur Operation. Letzteres sei natürlich die absolute Ausnahme, erklärt Oberärztin Viola Andresen vom Israelitischen Krankenhaus Hamburg. Eine Entfernung des Dickdarms oder der Einsatz eines Darmschrittmachers kämen - wenn überhaupt - nur für wenige Patienten in Frage, die unter der schwersten Form der Obstipation, einer sogenannten Darmlähmung, leiden und denen keine andere Therapie hilft.

Eine chronische Obstipation liegt vor, wenn Patienten seit mindestens drei Monaten unter »unbefriedigender Stuhlentleerung« leiden und zwei weitere Leitsymptome hinzukommen. Diese können zum Beispiel »starkes Pressen«, »klumpiger harter Stuhl« oder »subjektiv unvollständige Entleerung« sein.

Als Basistherapie empfiehlt der Stufenplan zunächst, den Lebensstil zu prüfen: Der Patient sollte auf ballaststoffreiche Ernährung achten, ausreichend trinken und sich regelmäßig bewegen. »Die Ernährung mit Flohsamenschalen und Weizenkleie zu ergänzen, ist sicherlich einen Versuch wert«, erklärt Andresen. Die Empfehlungen zu Trink- und Bewegungsgewohnheiten haben allerdings ihre Grenzen: »Mehr als anderthalb bis zwei Liter am Tag zu trinken oder über die Maßen Sport zu treiben, hat nachweislich keinen therapeutischen Effekt«, so die Wissenschaftlerin.

Führt die Lebensstil- und Ernährungsumstellung nicht zum Erfolg, können klassische Abführmittel Makrogol, Bisacodyl oder Natriumpicosulfat zum Einsatz kommen, die unter anderem dafür sorgen, dass der Stuhl flüssiger und fülliger wird und der Darm dadurch angeregt wird. Diese Präparate können auch langfristig eingesetzt werden. Alternativ kommen Zuckerstoffe oder »Anthrachinone« in Betracht, während auf Salz basierende Mittel und Öle aufgrund möglicher Nebenwirkungen weniger empfehlenswert sind. »Nötigenfalls muss der Patient das Präparat wechseln oder eine Kombinationstherapie ausprobieren«, erläutert Andresen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, ist der Einsatz von Prokinetika sinnvoll. Das sind Medikamente, die direkt im Darmnervensystem die Bewegung des Darmes anregen. Bei Stuhlentleerungsstörungen werden unterstützend Abführzäpfchen oder Einläufe zur Anwendung gebracht. nd

www.dgvs.de/leitlinien/chronische-obstipation/

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