nd-aktuell.de / 24.09.2013 / Politik / Seite 3

Im Trend

AfD sammelt rechten Rand

René Heilig

»Ich glaube, wenn eine Partei nach einem halben Jahr fast in den Bundestag kommt und einen Parteiaufbau und einen Wahlkampf in der Form hinlegt, dann sind 4,7 Prozent geradezu ein Traumergebnis.« Alexander Gauland, Vizechef der Alternative für Deutschland, war gestern Vormittag wahrhaft zufrieden mit dem Abschneiden seiner AfD. Wer so knapp vor dem Ziel scheitert, ist motiviert zum Weitermachen. Die Partei visiert die Europawahl im Mai 2014 an. Auch durch die nun fällige Wahlkampfkostenrückerstattung wird die AfD bis dahin weiter an Kraft gewonnen haben.

Protest gegen das, was ist, gilt als gemeinsamer Nenner. Konservativ bis auf die Knochen sammelt die AfD nicht nur die Euroskeptiker, die Angst haben um die Zinsen auf den Enkel-Sparbüchern. Die Parteimacher fordern mehr nationale Rechte, weniger EU-Kompetenzen. Besonders die Forderung zur Wiedereinführung der D-Mark weckt süße Erinnerungen an Wirtschaftswunderzeiten. Doch nicht nur 430 000 bisherige FDP-Wähler flüchteten unter's AfD-Dach. 340 000 Stimmberechtigte, die ihren Frust bislang bei der Linkspartei gut verwaltet sahen, wechselten zur neuen Kraft.

Rechtspopulisten fühlen sich berufen, die Ansammlung echter und selbsternannter Entrechteter zu lenken. Akademiker jeder Art, Ökonomen, Publizisten finden ein aufnahmefähiges Publikum für ihre zum Gutteil stockkonservativen Thesen. Man muss lange blättern in der Bundestagschronik, um Parteien zu finden, die so rechts von CDU/CSU einen Platz finden konnten. Zu Beginn der Republik gab es eine Deutsche Partei (DP), die bis 1960 sogar an der Regierung beteiligt war. In der Zeit geisterte auch der Gesamtdeutsche Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE) durch Westdeutschland. Nun beansprucht die AfD eine politische Rechtsaußenrolle mit Parlamentsstimme. Die blieb ihr noch versagt.

Über eigene Grenzen hinausgeblickt, liegt die AfD - ohne Gleichsetzung - durchaus im Trend. In Frankreichs Nationalversammlung sitzt die Front National (FN), in Griechenland wittert die Chrysi Avgi Morgenluft, die Partij voor de Vrijheid (PdV) hat im niederländischen Parlament Stimmkraft, in Italien sind Rechtsnationale auf dem Marsch ... Der Grünen-Europa-Abgeordnete Jan Philipp Albrecht twitterte gestern nicht ohne Grund: »Die 4,7 Prozent für die AfD sind eine Katastrophe, der sich alle anderen Parteien stellen müssen!«