nd-aktuell.de / 08.10.2013 / Kultur / Seite 32

Philosophische, Liebeshummer

Arezu Weitholz taucht ins Leben unter Wasser ein

Mona Grosche

Haben Sie auch schon einmal gedacht: »So was lese ich nie!«? Vielleicht ist es an der Zeit, diesen Satz zu überdenken, wenn er sich auf Gedichte über Fische bezieht.

Denn auch ich fand bis vor kurzem, dass Fische so ziemlich die letzten Kreaturen sind, über die man Gedichte lesen möchte. Zum Leidwesen meines Liebsten, der erst gestern zwei wunderbare Doraden für uns grillte - »sind die nicht toll?« - bin ich auch kulinarisch immer noch relativ resistent gegen die geschmacklichen Genüsse von Fluss- und Meeresgetier. Aber immerhin, das Streicheln einer Seegurke im Aquarium von Monterey und ein paar abgefahrene Mantas nebst entrücktem Mondfisch im Kölner Zoo haben mich doch motiviert, zu »Ein Fisch wird kommen« von Arezu Weitholz zu greifen.

Und schon der blaue Einband des kleinen Büchleins mit seinem silbernen Fischcartoon nebst albern-hintersinnigem Spruch auf der Rückseite verheißen reinsten Lesespaß. Darf man einem Fischbüchlein Tiefgang attestieren? Man darf!

Hier finden sich auf 144 in schönem Zweifarbdruck gestalteten Seiten die lustigsten, wunderbarsten Zeilen, die man sich, gereimt und ungereimt, über das Leben unter Wasser nur vorstellen kann. Und das ist keineswegs so langweilig, wie es sich Landbewohner gerne vorstellen. Allein schon die spanischen Fächerfische präsentieren sich von eingeschnappt bis entfaltet in großer Vielfalt, während die Haare Fishnas zeigen, dass auch in Kraterseen die Sinnfrage gestellt wird, und der Digitaal als gefährlich in der Zubereitung entlarvt wird.

Da treffen bekannte Spezies wie Löffelstöre und Hechte auf neue Arten wie die Fotografische oder den Liebeshummer. Andere Arten versammeln sich zu einem Fischmop, während die Dorsche mit ihrem englischen Namen »cod« lustige Wortspiele à la »For cod's sake!«veranstalten.

Man muss absolut keinen Fisch mögen, um dieses beschwingte Büchlein mit seinem Sprachwitz und seinen lustigen Zeichnungen zu lieben. Hervorgezaubert hat dies alles die in Berlin lebende Schriftstellerin und Musik-Texterin Arezu Weitholz. Sie hat neben ihrem Roman »Wenn die Nacht am stillsten ist« bereits mehrere heitere Lyrikbände zu Fischen veröffentlicht. So wird dann dieser wohl nicht ihr letzter sein. - »Thank cod« kann man da nur sagen!