nd-aktuell.de / 10.10.2013 / Kultur / Seite 12

Die Attacke der orangen Atomtechniker

Live: Man or Astro-Man?

Thomas Blum

Angeblich stammt die Band Man or Astro-Man? aus Alabama, USA. Man weiß es aber tatsächlich nicht so genau. Jedenfalls wurde sie Anfang der 90er Jahre dort zum ersten Mal gesichtet. Vielleicht sind ihre Mitglieder auch keine Erdlinge. Sie selbst behaupten, aufgrund technischer Probleme ihres Raumschiffs habe man auf der Erde notlanden müssen und versuche seither, diesem Planeten wieder zu entkommen. »Wir hatten bei unseren Tourneen bislang leider keinerlei Erfolge. Wir sind die ganze Erde abgereist, doch konnten wir keine Anzeichen außerirdischer Existenz finden«, sagte der Schlagzeuger Birdstuff einmal.

Ihr Herkunftsplanet muss jedenfalls einer sein, auf dem Comics, alte US-amerikanische Fernsehserien und die Musik von Dick Dale außerordentlich populär sind. Denn eine ausgeprägte Vorliebe der Musiker gilt dem Surfgitarrensound der späten 50er und frühen 60er Jahre. Was aber auch daran liegen könnte, dass der Bordcomputer ihres kaputten Raumschiffs ihnen mitgeteilt hat, Surf-Rock sei die derzeit aktuellste Popmusik. Auch was die Plattencovergestaltung angeht, orientierte man sich an der Ästhetik von B-Movie-Kinoplakaten aus den 50ern.

Musikalisch hält man es simpel: High-Energy-Garagenrock, fröhlich-infernalischer Gitarrenkrach. »So klänge der Soundtrack, wenn Quentin Tarantino die Regie bei der alten ›Flash-Gordon‹-Serie geführt hätte«, heißt es auf dem Musikportal Allmusic.com.

Ihren rotzig-unbekümmerten Science-Fiction-Instrumental-Surf-Rock, den sie live traditionell in einer Schneller-Härter-Lauter-Variante darbieten, haben sie in den vergangenen Jahren mit allerlei Elektroschnickschnack angereichert. Beruhigend ist, dass der rabaukige Garagensound aber im Grunde derselbe geblieben ist.

Die Band, der ein Hang zur Albernheit attestiert werden kann, live auf der Bühne zu sehen, soll ein Erlebnis sein, das in seiner Intensität nur mit einem mittelschweren Auffahrunfall verglichen werden kann, wenn man Augenzeugenberichten Glauben schenken darf. Die Musiker, die sich in Fragen ihres Bühnenoutfits anscheinend von ihren ebenfalls retrofuturistischen New-Wave-Kollegen Devo haben anregen lassen, sind bei ihren Auftritten hie und da in neonorangefarbene Atomkraftwerktechniker-Overalls oder Raumanzüge gekleidet.

Vielleicht spielen sie heute Abend ja sogar ihren Song mit dem Titel »Multi-Variational Stimuli of Sub-Turgid Foci Covering Cross Evaluate Techniques for Cognitive Analysis of Hypersignificant Graph Peaks Following Those Intersubjective Modules Having Biodegradable Seepage«. Mal sehen.

Man or Astro-Man? Heute live im Lido, Berlin. Am 15.10. im Club Schocken, Stuttgart.