nd-aktuell.de / 12.10.2013 / Wissen / Seite 24

Hausgemachte Niederlage

Jürgen Amendt über den Absturz der Grünen in der Gunst der Lehrer in Baden-Württemberg

Jürgen Amendt

Bei den Bundestagswahlen haben die Grünen alles andere als ein Wunschergebnis erzielt. Statt Zugewinne gab es Verluste. Besonders hart traf es die Partei in Baden-Württemberg, wo sie seit den letzten Landtagswahlen als die größere der beiden Parteien mit der SPD zusammen regiert. In dem Land, das mit Winfried Kretschmann den ersten grünen Ministerpräsidenten in Deutschland stellt, hatten die Grünen vor allem bei den Beamten und hier besonders bei den Lehrern in den zurückliegenden Wahlen dazugewinnen können. Gerade bei dieser Wählergruppe hat die Partei aber offenbar die größten Einbrüche bei der Bundestagswahl zu verzeichnen, wie die »Stuttgarter Nachrichten« Anfang Oktober mit Berufung auf eine Analyse von Infratest dimap schrieben. Wählten bei der Landtagswahl 2011 noch 28 Prozent der Beamten grün, so halbierte sich bei der Bundestagswahl der Stimmenanteil auf 14 Prozent. Die Partei von Kultusminister Andreas Stoch, die SPD, kam dagegen relativ glimpflich davon: Ihr Wähleranteil bei den Beamten sank lediglich von 27 auf 22 Prozent. Umgekehrt konnte sich die CDU von 31 auf 45 Prozent verbessern.

Der grüne Einbruch bei den Beamten dürfte vor allem dem Wahlverhalten der Lehrer geschuldet sein. Der Großteil der Beamten in Baden-Württemberg, nämlich rund 62 Prozent, ist an allgemeinbildenden oder beruflichen Schulen tätig. Unter Grün-Rot sahen sich die Pädagogen mit Sparrunden, Stellenabbau, schlechterer Unterrichtsversorgung und einer nur unzureichenden Bildungsreform konfrontiert. So hatten sich die Grünen im Landtagswahlkampf noch für die Gemeinschaftsschule stark gemacht, die Umsetzung verläuft allerdings äußerst schleppend.

Ein relevanter Teil der bürgerlichen Mittelschicht, die gerade von grünen Politikern wie Winfried Kretschmann umworben wird, hat sich also von den Grünen nicht deshalb abgewandt, weil ihnen die Steuerpläne der Bundespartei zu links, sondern weil sie mit der Bildungspolitik der grün geführten Landesregierung unzufrieden waren.