Deutsches Mittelmaß

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 3 Min.

Laut der Anfang dieser Woche von der OECD vorgestellten Studie PIACC, der »PISA-Studie für Erwachsene«, rangiert Deutschland im mittleren Bereich. Es wundert kaum, dass frühe Selektion noch im Erwachsenenalter greift und so beschäftigt viele das Ergebnis der Studie. Einen Zusammenhang zwischen neoliberaler Wende (1985) und Bildungsabbau zeigt auf www.ard.de Enigma2001. Er/Sie weiß von einer »europaweiten Studie, die um 1902 begann und bei der Leistungsfähigkeit, IQ und beruflicher Werdegang verglichen wird. Diese zeigt ein stetes Auf und Ab. Von 1951 bis 1985 nahm der Bildungsgrad zu, danach ›verblödet‹ Europa schrittweise. Ein dummes Volk ist wohl leichter vor den politischen Karren zu spannen. Eine generell verkorkste Schulpolitik und das Einstellen von bildenden Sendungen fördern dies.« Ähnlich sieht das Peter1968: »Kein Wunder. Eltern geben die Verantwortung an Schulen und Medien ab. Während Lehrer völlig überfordert sind, quillt aus den Medien nur Müll, bei dem es nur um marktrelevante Zielgruppen geht. Für soAberNuNich «steht fest, das in Deutschland alles beim Alten bleibt. Die Elite ist besser als der internationale Durchschnitt und der Rest braucht nicht Lesen und Rechnen können. Sonst könnten die womöglich noch ihre Leiharbeitsverträge lesen UND verstehen und ihren Nettoverdienst ausrechnen. Wo kämen wir den da hin? Ne ne, lieber dumm halten und schön Mutti wählen!»

Auf www.zeit.de fragt r.schewitzek, ob «die Deutschen überhaupt intelligent sein sollen. Der Ruf nach mehr Bildung tönt gut - doch immer weniger geht in Bildung. Umso mehr wird Rüstung exportiert. Bringe man Menschen bei, selber zu denken, anstatt treu und brav der Obrigkeit zu vertrauen, könnten sie gefährlich werden.» Emma das Turbohuhn will wissen, «wer solche Studien beachtet. Hat irgendeine Studie in D-Land etwas geändert? Hat irgendeine Studie das ›Miteinander‹ beeinflusst?»

Auf www.sueddeutsche.de fasst wkhf zusammen: «Im Kabinett Merkel saßen zwei ›Doktoren‹, von denen der eine ohne zweites Staatsexamen, die andere ohne Diplomarbeit promovierten. Beides wäre eine Voraussetzung, wenn man nicht entsprechend ›vernetzt‹ (oder verfilzt) ist. Für die allgemeine oder unteren Ebenen heißt dies: Reale Bildung ist nicht ganz so entscheidend für den beruflichen Status. Es finden sich immer andere, welche die wirkliche Arbeit machen, damit die entsprechend Vernetzten (zu Guttenberg und Schavan) glänzen können. Wir haben einen großen Bestand an Scheinbildung, die tatsächliche Bildung und Intelligenz vorgaukelt. Da hilft auch keine Vermutung, dass die Migranten das Ergebnis versauen bzw. den klugen deutschen Durchschnitt drücken. Bill Gates und Warren Buffet sind 9-10 Jahre gemeinsam mit anderen Kindern zu Schule gegangen. Es hat ihnen nicht geschadet.»

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