Abschiedsparty im SEZ oder Neustart?

Betreiber des Sportzentrums in Friedrichshain hofft auf Entgegenkommen des Bezirksamtes

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Zukunft des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) ist weiterhin offen. Der Eigentümer schließt den Abriss nicht aus, wenn der Bezirk seinen Plänen für Ausbau und erweiterte Nutzung nicht zustimmt.

Rainer Löhnitz gibt nicht auf. Nachdem im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg Hans Panhoff (Grüne) das Amt des Baustadtrats von Franz Schulz übernommen hat, hofft der SEZ-Eigentümer auf eine wohlwollendere Betrachtung seiner Erweiterungspläne für das Gelände. »Herr Panhoff war vor zwei Tagen bei uns und hat sich alles angesehen, wir reden jetzt miteinander«, sagt Löhnitz. Am kommenden Mittwoch werde man sich erneut treffen, »um eine gemeinsame Lösung zu finden zum Nutzen Berlins«.

Die Lösungen, die Löhnitz vorgeschlagen hat, stießen im Bezirksamt bisher auf Ablehnung. Um das SEZ wirtschaftlich betreiben zu können, will er den Verwaltungstrakt hinter dem Sportkomplex aufstocken und als Hostel nutzen, auf der derzeit asphaltierten Freifläche davor sollen Stellplätze für Wohnmobile eingerichtet, alternativ dazu fünf Stadtvillen mit Ferienwohnungen errichtet werden. Das Bezirksamt teilte ihm daraufhin mit, dass in einem »Mischgebiet mit Sportnutzung« diese Stellplätze unzulässig seien und auch eine Wohnnutzung nicht vorstellbar sei.

Daraufhin reichte Löhnitz eine dritte Bauvoranfrage ein, die den Abriss des alten SEZ vorsieht, an dessen Stelle eine »multifunktionale Sport- und Wellnessanlage« entstehen könnte, in den oberen Geschossen Raum für Hostel, Studenten- und betreutes Wohnen. »Ich will nichts vernichten und auch keine Eigentumswohnungen errichten«, versichert Löhnitz, der sich von der Stadt schlechtbehandelt und missverstanden fühlt. Er habe zehn Jahre Kraft und eine siebenstellige Summe (»... und da steht keine 1 vorn«) in ein Objekt gesteckt, das zuvor in zehn Jahren 70 Millionen Euro Steuergelder verschlungen habe.

Jetzt kann etwa die Hälfte der 33 000 Quadratmeter Fläche wieder genutzt werden, wenn auch nicht mehr hauptsächlich zum Baden wie früher. Im einstigen Schwimmbecken wird Fußball oder Basketball gespielt, im Wellenbad Badminton. Löhnitz hat den Saunalandschaft erneuert, einen Fitnessbereich geschaffen und die Bowlingbahn wieder in Betrieb gesetzt. Alles ist mit einem Tagesticket für elf Euro zu nutzen. »Wir kennen jetzt den Bedarf, und der ist nicht mehr der selbe wie in den 80ern«, sagt Löhnitz. Das klingt ein wenig danach, als ob der in der alten Hülle kaum zu befriedigen sei. Denn das Dach ist undicht, eine Sanierung koste Millionen. Und alle Glasteile - davon hat das SEZ viele - müssten ausgewechselt werden, sie hätten einen »wärmetechnischen Standard wie ein Pfefferkuchen«. Deshalb brauche man die ergänzenden Nutzungen.

Sollten die weiterhin vom Bezirksamt abgelehnt werden, werde eine »unternehmerische Entscheidung« nötig. Löhnitz vermeidet des Wort Abriss. Und um zu demonstrieren, dass er diesen gar nicht im Sinn habe, verweist er auf die im Haus geplante »Riesensilvesterparty«. Ob das die Abschiedsparty wird, ist unklar. Löhnitz hat sogar Pläne für das Polarium, jene Eislauffläche, die schon vor seiner Zeit stillgelegt wurde und jetzt als Werkstatt dient. Sie könnte als Reitzentrum für Kinder genutzt werden, was aber auch in einem neuen Haus möglich wäre. Der Bezirk will einen neuen Bebauungsplan für das Gelände aufstellen. Der kann den Abriss nicht verhindern, aber einen Neubau in den alten SEZ-Maßen vorschreiben, was ihn unattraktiv machen würde.

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