nd-aktuell.de / 16.10.2013 / Politik / Seite 12

Das Rock’n’Roll-Embargo

Rügener Band darf über den US-Dienst Paypal keine Spenden für eine Kuba-Tour sammeln

Velten Schäfer
Auf Einladung von Musikern und des kubanischen Kultusministeriums will die Band »COR« aus Mecklenburg-Vorpommern auf Kuba touren. Nun stockt die Spendensammlung aus politischen Gründen.

»Gegen alle Widerstände den Worten Taten folgen lassen, ist ein guter Weg«, heißt es auf der Internetseite der Band »COR« aus Mecklenburg-Vorpommern, die sich musikalisch zwischen dem Punkrock- und dem Heavy-Metal-Schema bewegt. Und nun sind die Widerstände gegen die Gruppe und ihre Mission tatsächlich erheblich: Die bereits seit einem Jahrzehnt aktiven Musiker aus Bergen auf Rügen sind unversehens ein Stück weit in die Mühlen der großen Politik geraten.

Anlass ist eine geplante Reise der Gruppe nach Kuba. Dort wollten die Musiker Konzerte spielen und eine »Tour durch die kubanische Punk- und Metalszene« unternehmen, die von einem Filmteam dokumentiert werden sollte. Außerdem wollten die Musiker Sachspenden wie E-Gitarren, Saiten für dieselben oder Schlagzeugsticks mitbringen und verteilen.

Um dies alles finanzieren zu können, wollte »COR« im Internet per »Crowdfunding« Geld sammeln: Viele kleine Spendenbeträge sollten sich auf einem Onlinekonto sammeln; die Gruppe benutzte dazu den Internetdienst »Startnext«. Auf dieser Seite können registrierte Benutzer und Gäste dort vorgestellten Projekten, die ihnen gefallen, über verschiedene Wege Geld zukommen lassen. Nicht wenige Kulturprojekte finanzieren sich inzwischen auch auf diesem Weg.

Einer dieser Wege ist normalerweise der US-amerikanische, aber global agierende Bezahldienst Paypal, der es erlaubt, Onlinetransaktionen durchzuführen. Das Geld wird dabei zunächst an Paypal gezahlt, der empfangende Händler kann erst bei Lieferung darauf zugreifen. Das ist für Kunden sicherer als zum Beispiel Vorauskasse. Doch »COR« ist dieser Weg verstellt: Vor einigen Tagen bekam die Gruppe Post von »Startnext« - mit der Mitteilung, dass der Paypal-Dienst für sie nicht länger zur Verfügung stehe: »Die amerikanische Rechtsabteilung von Paypal hat entschieden, dass Paypal komplett für euer Projekt deaktiviert werden muss«, heißt es darin. Startnext habe »Rückmeldung von Paypal erhalten, dass euer Projekt gegen Sanktionen zwischen Kuba und Amerika verstößt (…). Im Groben dürfen mittels Paypal keine kubanischen Bürger, Produkte oder Marken finanziert werden«, so Startnext. Die Band hat Auszüge des Schreibens veröffentlicht.

Schon 2012 hatte Paypal zahlreiche Geschäftspartner in Deutschland verärgert, als ohne Vorwarnung mit dem Verweis auf das Embargo der Internetvertrieb etwa von kubanischem Rum via Paypal gestoppt wurde. Nun trifft es auch die Rügener Band, die ihre »Cuba COR libre«-Tour nicht nur gemeinsam mit der dort populären Gruppe »Tendencia« antreten will, sondern auch auf Einladung des kubanischen Kultusministeriums.

Die Musikgruppe will sich nun nicht beirren lassen: »Dieser Vorgang bestärkt uns darin, dass es wichtig ist, die Menschen auf Kuba zu unterstützten und deshalb geben wir alles in unserer Macht stehende dafür, dass die Tour stattfinden wird.« Auch die Spendensammlung über »Startnext« geht weiter; dort werden nämlich auch andere Bezahlsysteme angeboten, sogar auch die gute alte Banküberweisung. Ihr Spendenziel beziffert die Gruppe mit exakt 8307 Euro - für Flüge, den Bus, Unterkünfte, Visa und Versicherungen. Gut 6800 Euro waren am Dienstag schon zusammengekommen.

Bereits über Paypal angewiesene Spenden sollen nun einer Prüfung unterzogen werden, ob sie auch tatsächlich keinem Kubaner und keiner kubanischen Firma zugutekommen. Die Band schreibt, sie müsse gegenüber Paypal entsprechende Nachweise erbringen. Beträge, für die das nicht gelingt, würden von Paypal an die jeweiligen zurücküberwiesen.