nd-aktuell.de / 16.10.2013 / Politik / Seite 1

Der tägliche Hunger

Mehr als eine Milliarde Menschen leiden an chronischer Unterernährung

Berlin. Weltweit wird genügend Nahrung produziert, um die Menschheit zu ernähren. Trotzdem stirbt noch immer alle fünf Sekunden ein Kind an Unterernährung. An diesen andauernden Skandal wird am heutigen Welternährungstag erinnert.

Nach Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) waren im Zeitraum 2011 bis 2013 weltweit 842 Millionen Menschen chronisch unterernährt, darunter 827 Millionen Menschen in Entwicklungsländern. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass die Zahl der Hungernden erheblich größer ist und bei über einer Milliarde liegt, da die FAO die zum Überleben notwendige Mindestkalorienzahl zu niedrig ansetze.

Gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln protestierte am Dienstag ein Aktionsbündnis im Bankenviertel in Frankfurt am Main. Zwei symbolische Mini-Türme sollten darauf hinweisen, dass die beiden größten deutschen Finanzinstitute - die Deutsche Bank und der Versicherungskonzern Allianz - besonders stark mit Agrarrohstoffen spekulieren. Die Allianz habe an den Börsen mehr als 6,2 Milliarden Euro in solchen Finanzprodukten angelegt, sagte David Hachfeld, Handelsexperte bei Oxfam Deutschland. Bei der Deutschen Bank seien es 4,5 Milliarden. Die Spekulation treibe die Preise von Nahrungsmitteln in die Höhe und bewirke, dass »sich viele Menschen nicht mehr ausreichend ernähren können und hungern müssen«, kritisierte der Tote-Hosen-Gitarrist Michael Breitkopf. »Der Hunger auf der Welt ist kein Naturgesetz und kann beendet werden«, betonte Jan Urhahn vom Netzwerk Inkota. »Niemand braucht Finanzprodukte, mit denen auf Kosten der Ärmsten Profit gemacht wird.«

Der Entwicklungspolitiker der Linksfraktion im Bundestag Niema Movassat forderte die Bundesregierung auf, das Thema ernst zu nehmen. »Wir müssen endlich umverteilen, weltweit, und zwar von oben nach unten und nicht umgekehrt«, erklärte Movassat in Berlin. nd Seiten 2 und 3