nd-aktuell.de / 19.10.2013 / Wissen / Seite 24

Folge 2: Akademisches Viertel, das; Substantiv, neutrum.

Bildungslexikon

Wer es als Angehöriger sogenannter bildungsferner Schichten zum Abitur und anschließend an die Universität schafft, kennt das Problem: Überall lauern Benimmfallen, unbekannte kulturelle und sprachliche Codes, die den Studienanfang erschweren. Während sich Akademikerkinder scheinbar im erweiterten elterlichen Wohnzimmer befinden, irrt der Arbeiterspross durch eine ihm fremde Welt und traut sich nicht nach Herkunft und Bedeutung ihm unbekannter Begriffe zu fragen. Zum Beispiel nach Sinn und Zweck des »Akademischen Viertels«. Eingeweihte wissen natürlich, dass damit weder ein ordentlich gefülltes Glas Rotwein, noch das Wohngebiet rund um die Hochschule gemeint ist. Vielmehr soll mit der Angabe im Vorlesungsverzeichnis deutlich gemacht werden, dass die betreffende Lehrveranstaltung eine Viertelstunde später beginnt als angegeben. Im Verzeichnis wird dies mit einem »c.t« (lat. cum tempore, mit Zeit) deutlich gemacht. Steht dort z.B. 8 Uhr c.t., fängt das Seminar erst um 8.15 Uhr an. Zur Entstehung des Begriffs gibt es zwei Erklärungen: Der spätere Veranstaltungsbeginn sollte entweder den Studenten Zeit für den Wechsel des Raums oder ihnen Gelegenheit zur Wiederholung des Stoffes geben. jam