Denkmale im Doppelpack

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.
Eine Stele erinnert jetzt an den Milliardär Hasso Plattner, der 20 Millionen Euro für die historische Fassade des neuen Landtags spendierte.

Nun hat er's auch noch schriftlich. Dass der neue Landtag kein Schloss ist, sondern bloß so aussieht, steht seit gestern in güldenen Lettern an der Außenwand. Bei einer kurzen Zeremonie fiel das Tuch vor dem französischen Spruch: »Ceci n'est pas un chateau.« (Das ist kein Schloss.)

Das aber war bei den Denkmaleinweihungen des Tages praktischerweise die Nummer zwei. Zuvor hatten Landtagsvizepräsidentin Gerrit Große und Finanzminister Helmuth Markov (beide LINKE) unweit des Spruchs gemeinsam mit Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) den Blick auf eine kleine bronzene Stele freigegeben, auf der an den großzügigen Spender Hasso Plattner erinnert wird. Der Milliardär hatte für die Nachbildung der barocken Fassade des alten Stadtschlosses an der Landtagsfassade 20 Millionen Euro gespendet und für das Kupferdach noch einmal 1,5 Millionen.

Markov sagte ausdrücklich Dank dafür, »dass die Landeshauptstadt an dieser Stelle mit historischem Antlitz wiederaufersteht«. Markov verlas einen Brief Plattners, der derzeit im Ausland weilt, in dem der Mäzen seiner Hoffnung Ausdruck gibt, dass nun alle Potsdamer »ihren Frieden schließen mit dem Gebäude«. Geradezu überschwänglich freute sich Oberbürgermeister Jakobs: »Mein Eindruck ist, dass so gut wie alle begeistert sind.« Das Gesamtwerk habe auch »den letzten Zweifler überzeugt«.

Genau aber die üppige Fassade um ein relativ sparsames Bürogebäude herum war es, durch die sich die Künstlerin Anette Paul zu dem französischen Spruch angeregt sah. »Die meisten Potsdamer hatten ja in der Schule nicht Französisch, sondern Russisch«, weiß Paul. Es aber denen zuliebe auf Russisch an die Wand zu schreiben, »hätte meine Intentionen nicht getroffen«. Denn Preußenkönig Friedrich II. hatte für alles Französische geschwärmt. Nach Ansicht der Künstlerin ist der Neubau sehr preußisch. Oben hui, unten na ja, das ist nichts Neues in der Potsdamer Baugeschichte, und die Könige wollten immer mal mehr hermachen, als ihr Geldbeutel eigentlich gestattete. Für »lauter schöne Fassaden« sei die Stadt bekannt, sagte Paul. Um Taler zu sparen, wurden die Ziegel am Neuen Palais einfach aufgemalt.

Eigentlich hatte Paul nur den zweiten Platz belegt beim Kunstwettbewerb des Landtags. Doch das Geld, auch diesen Entwurf zu realisieren, wurde gefunden. Insgesamt 1,1 Millionen Euro können für die Kunst an diesem Bau ausgegeben werden. Gewonnen hatte den Wettbewerb Florian Dombois, der in Installationen die Kuppel des Schlosses Sanssouci optisch im Hof des neuen Landtags aufleuchten lassen will.

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