Nicht genug Gleise für rote Züge

S-Bahn nach Falkensee könnte Engpässe am zu kleinen Bahnhof Spandau umgehen

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.
Berliner Abgeordnete sehen neue Chancen für die S-Bahn nach Falkensee. Die könnte wegen des »Nadelöhrs Spandau« ab 2017 nötig werden.

Regionalzug oder S-Bahn? Die Frage stellt sich für Pendler aus dem Havelland bisher nicht. Wer nicht den eigenen Pkw nutzen möchte, dem bleiben nur die roten Nahverkehrszüge der Deutschen Bahn (DB). Die Fraktionen von SPD und CDU im Abgeordnetenhaus wollen jetzt den Wiederaufbau der S-Bahn nach Falkensee bis 2017 forcieren. Und falls Brandenburg nicht mitzieht, notfalls den S-Bahn-Verkehr von Spandau bis zur Stadtgrenze wiederherstellen. In einem Beschluss des Abgeordnetenhauses (AGH) soll der Senat aufgefordert werden, bei der Bundesregierung die nach der Vereinigung gemachte Zusage zur Wiedereinrichtung der Strecke aktiv einzufordern. Laut Bundestagsabgeordneten Swen Schulz (SPD) soll dies auch Thema in den Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene sein.

Bis 1961 fuhr die S-Bahn bis nach Falkensee, der Bund hatte sich 1990 verpflichtet, den Wiederaufbau teilungsbedingt eingestellter Strecken zu finanzieren. Bereits 2008 hatte eine Kosten-Nutzen-Analyse die Wiedereröffnung der Strecke positiv bewertet. Im Bundesverkehrsministerium sieht man sich durch die seit 1996 geltende Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV)an die alte Finanzierungszusage nicht mehr gebunden. Dies belegt eine Antwort an Schulz aus dem März 2013: »Zuständig für Planung, Organisation und Finanzierung des SPNV sind die Länder«, lautet die knappe Antwort. In diesem Fall Berlin und Brandenburg.

In der Mark sieht man keine Notwendigkeit der S-Bahnverlängerung nach Falkensee, die Versorgung mit dem Regionalverkehr sei ausreichend. »Aufgrund des in der Regel schnelleren Regionalverkehrsangebotes ergibt sich (...) für die kostenintensiven (...) Erweiterungen des S-Bahn-Netzes keine Notwendigkeit«, heißt es im aktuellen Landesnahverkehrsplan Brandenburgs. Schulz dagegen sieht die Erweiterung als die »einzig mögliche Lösung«. Für zwei Probleme, die laut Schulz und Daniel Buchholz, Verkehrsexperte der SPD-Fraktion im AGH den Befürwortern der S-Bahn in die Hände spielen: Die stetig wachsende Pendlerzahl. Allein Falkensees Bevölkerung hat sich in den letzten zwanzig Jahren auf über 40 000 Einwohner verdoppelt. Außerdem könnte 2017 das Aus für etliche Regionalverbindungen anstehen, da die Kapazität des Bahnhofs Spandau mit nur zwei Gleisen für den Fern- und Nahverkehr dann nicht mehr ausreicht. Spandau wird spätestens dann zum Engpass: Die DB plant, ab diesem Jahr ihr ICE-Angebot von und nach Hamburg mit einen Halbstundentakt zu verdoppeln.

Fernzüge haben für die Bahn Vorrang vor dem Nahverkehr, für den dann noch weniger Platz wäre als heute. »Bei den ursprünglichen Planungen zum Bahnhof Spandau wurde nicht unterstellt, dass in Spandau derart viel beginnende und endende Züge des Regionalverkehrs sein werden. Vielmehr wurde seinerzeit unterstellt, den Nahverkehr bis Falkensee mit der S-Bahn anzubieten«, schreibt die Konzernleitung an Schulz. Platz für ein S-Bahngleis wurde damals planerisch freigehalten. Der wird vielleicht bald gebraucht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal