Saudis rüsten gegen Frauen am Steuer

  • Anne-Beatrice Clasmann, Riad
  • Lesedauer: 2 Min.

»Das ist ein Werk des Teufels und der Amerikaner«, schimpfen konservative Religionsgelehrte. Das Innenministerium wittert sogar eine Gefahr für die »Sicherheit und Stabilität« des Landes. In Saudi-Arabien sind fünf verschiedene Organe der Sicherheitskräfte und der Religionspolizei in Alarmbereitschaft versetzt worden. Droht dem islamischen Königreich etwa eine Invasion? Nein, der Grund für die Aufgeregtheit ist auf den ersten Blick harmlos. Eine Gruppe von Frauenrechtlerinnen hat diesen Samstag zum Aktionstag gegen das Frauenfahrverbot erklärt. Sie wollen in verschiedenen Städten Auto fahren und Demonstrationen organisieren.

Alleine schon die Ankündigung lässt das Königreich in seinen Grundfesten erzittern. Daran ändern auch die Beteuerungen der Feministinnen nichts, die mit ihrer Kampagne nach eigener Aussage keine politischen Ziele verfolgen. Die Frauen haben sogar einen Slogan, mit dem sie Respekt für ihre konservativen Widersacher ausdrücken: »Das Autofahren der Frau ist eine Option und keine Verpflichtung.« Das Logo der Kampagne ist selbstironisch-lustig. Es zeigt ein Lenkrad, über dem ein Paar schwarz umrandete Augen zu sehen sind - eine Muslimin mit Gesichtsschleier.

Saudi-Arabien ist das einzige Land der Welt, das Frauen das Autofahren verbietet. Anders als in vielen anderen islamischen Ländern, hat jede saudische Frau einen männlichen »Vormund«, der in rechtlichen und vielen geschäftlichen Angelegenheiten für sie zuständig ist - in der Regel ist das der Vater, der Ehemann oder ein Bruder.

Mansur al-Schakra, Sprecher der Verkehrsbehörde der Ost-Provinz, hat nun gewarnt, nicht nur jede Frau, die am Samstag hinter dem Steuer erwischt werde, müsse mit einer Anzeige rechnen, sondern auch ihr »Vormund«. Ebenfalls belangt werde jeder Mann, der einer Frau sein Auto zur Verfügung stelle. Das Innenministerium kündigte am Mittwoch an, man werde mit Härte gegen jeden vorgehen, der »kranken Träumen nachhängt« oder »die Gesellschaft spalten will«.

Da es in dem Wüstenstaat keinen vernünftigen öffentlichen Personennahverkehr gibt, macht das Fahrverbot den Alltag für Frauen kompliziert. International Schlagzeilen machte im Frühjahr 2011 die Software-Beraterin Manal al-Scharif. Nachdem die junge Mutter Videos, die sie am Steuer eines Autos zeigen, im Internet veröffentlicht hatte, wurde sie neun Tage in Haft genommen. Ihre Kampagne »Women2Drive« fand vorerst ein Ende. dpa

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