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Der Mann mit dem Leinenbeutel

»Info-S«: Eine Legende der Politszene wird 50

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.
Stefan ist seit 30 Jahren eine Institution in der linken Szene Berlins. Seine akribischen Recherchen schaffen es inzwischen nicht nur in linke Medien.

Wer sich in Berlin im irgendwie alternativen, linken oder gar in solcher Weise radikalen Spektren bewegt, kommt an ihm auf Dauer nicht vorbei: »Info-S«, »Info-Stefan« oder auch nur »Stefan«, was er mit Abstand am liebsten hört. Gemeint ist jener Mann mit schulterlangem, leicht ergrauendem Haar, nickeliger Brille und dem Kopf (sowie einem bis drei Leinenbeutel) voll politischer Informationen aller Art.

Wer nun immer noch nicht weiß, von wem hier die Rede ist, besuche eine Diskussionsveranstaltung und warte auf eine Wortmeldung, die in groben Zügen, aber auch peniblen Details und etwas kaskadenartig zusammenfasst, wer von den Referenten wann und in welchen womöglich frag- oder aber besonders des Lobes würdigen Kontexten publiziert habe oder gesehen worden sei.

Und wenn es bei diesem Beitrag darum geht, vermeintliche oder tatsächliche Rechts-Links-Querfronten oder anderweitige Einfallstore der Diskurs-Reaktion zu benennen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, Stefan vor sich zu haben. Und wenn man vom Wortmelder anschließend in ein Gespräch verwickelt wird und dieser irritierenderweise anfängt, sich Aufzeichnungen zu machen, kann man sich wirklich sicher sein, auf eine Berliner Legende getroffen zu sein.

Wie heißt Stefan eigentlich mit vollem Namen? Wo kommt er her? Was treibt ihn an, seit etwa 25 Jahren derart konsequent in so ziemlich jeder linken Szenedebatte mitzumischen? Mit journalistischen Informationen dieser Art kann hier leider nicht gedient werden. Denn derlei Fragen ad personam würde Stefan ebenso gewiss und nicht weniger weit von sich weisen wie das Ansinnen, ein Foto von ihm abdrucken zu wollen. In dieser Hinsicht ist Stefan ganz die alte Schule: Es geht ihm nur um das Politische, alles neben oder jenseits der »Sache« hat zu schweigen - solange zumindest, wie er selbst im Mittelpunkt des Interesses steht.

Etwas weniger alte Schule sind indes Stefans Kommunikationsmethoden. Zwar betreibt er keinen eigenen Blog und benutzt auch nicht den Zwitscherdienst. Doch im Vergleich zu früheren Zeiten - als in Friedrichshain dem Vernehmen nach größere Subbotnik-Aktionen vonnöten waren, um seiner Archivalien Herr zu werden - arbeitet Stefan heutzutage effizient per Mailingliste: Die von ihm gestartete »Q-Info«-Liste kann zwar gelegentlich zu Postfachverstopfung führen, bietet aber immer wieder tatsächlich bemerkenswerte Sachverhalte und Zusammenhänge, die es immer wieder auch in Berliner Zeitungen schaffen - und längst nicht nur in die ausdrücklich linken. Das Internet jedenfalls scheint manchmal wie für ihn erfunden.

Irgendwann um das kommende Wochenende wird Stefan 50. Wer mit ihm feiern will, trage sich auf Q-Info ein. Laut Stefans jüngster Mail gibt es gleich drei Termine für die »Feierei«.

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