Zwei Schwestern, vier Hände

Das Klavierduo Mona und Rica Bard brilliert mit französischer Musik

  • Antje Rößler
  • Lesedauer: 4 Min.

Kulturbeflissene Eltern lassen ihren Nachwuchs meist verschiedene Instrumente lernen, um für Kammermusik in den eigenen vier Wänden zu sorgen. Die Schwestern Mona und Rica Bard hingegen wurden beide Pianistinnen; vor kurzem haben sie ihr Debütalbum als Klavierduo vorgelegt.

»Meine jüngere Schwester war als Kind sehr dickköpfig«, erinnert sich Mona Bard. »Sie sollte Geige lernen, doch weil ich Klavier spielte, wollte sie das auch.« Der Musiklehrer schickte die Schwestern dann zu gemeinsamen Auftritten bei »Jugend musiziert«. Dort traten sie sowohl vierhändig als auch im Duo an zwei Klavieren auf.

Zum Studium trennten sie sich: Mona ging nach Lübeck, Rica nach Mannheim. Doch trafen sie sich bei jeder Gelegenheit zum gemeinsamen Spiel. »Unsere Professoren waren davon nicht begeistert«, erzählt Mona Bard. »Wir sollten die großen Sonaten von Mozart oder Beethoven üben. Aber wir wollten auch als Duo weiterkommen.« Heute profitieren sie von ihrer Hartnäckigkeit. »Wir können auf ein großes Repertoire aufbauen, das wir im Laufe der Jahre einstudiert haben«, fährt Mona Bard fort. »Im laufenden Konzertbetrieb ist es nämlich schwierig, neue Stücke zu erarbeiten.«

Das Duo erhielt wichtige internationale Auszeichnungen, unter anderem beim Deutschen Musikwettbewerb. Außerdem gelangten die Schwestern in die »Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler« des Deutschen Musikrats.

Gleichwohl müssen sie mit Vorurteilen der Veranstalter kämpfen. »Das Image vom Klavierduo als braver, netter Hausmusik steckt tief in den Köpfen drin. Wir gelten schnell als höhere Töchter, die sich mit Musik die Zeit vertreiben«, meint Mona Bard. »Da wird dann auch das Repertoire abgewertet; dabei spielen wir großartige, höchst anspruchsvolle Stücke.«

Ihren Anspruch behalten die Schwestern auch bei, wenn sie einmal im Jahr mit einem noblen Kreuzfahrtschiff auf Tour gehen. »Das machen wir schon seit unserem Studium. Die Reederei sitzt in Lübeck, wo ich studiert habe«, erzählt Mona Bard. »Wir geben an Bord richtige Konzerte, wo wir auch mal Ligeti aufführen. Für uns käme es nicht infrage, während des Dinners für Unterhaltung zu sorgen.«

Anspruchsvoll war auch das vierhändige Repertoire, das Mona und Rica Bard Ende September bei Kerzenlicht in Clärchens Ballhaus vorstellten. Leider spielten sie an einem abgenutzten Flügel mit dumpfer Tiefe und greller Höhe, der in der Mittellage so manchen Ton verschluckte.

Doch die Schwestern machten das Beste aus der Situation; sie zeigten spieltechnische Perfektion und innige Übereinstimmung. Zunächst in den liebenswürdigen Walzern von Brahms, dann in den hintersinnig-schrägen Walzern, die Wolfgang Rihm 1979 als Stipendiat in Rom schrieb.

Im Laufe des Abends steigerte sich die Virtuosität. In Mendelssohns »Allegro brillant« warfen sich die Pianistinnen perlende Läufe wie Federbälle zu. Rhythmische Vertracktheiten gibt es in Bizets feurig-rasanten »Kinderspielen«. Zum Abschluss erklang Ravels hochvirtuose »Rapsodie espagnole«, bei der die Bard-Schwestern sogar dem schwerfälligen Kneipenflügel den exotischen Klangfarbenzauber einer lauen südlichen Nacht entlockten. Bei spieltechnischen Raffinessen - trillernden Akkorden oder trommelfeuerartigen Tonwiederholungen - müssen die beiden Spielerinnen ihre Hände regelrecht ineinander verhakeln.

Französische Musik enthält auch die Debüt-CD der Pianistinnen, »Pas de deux«, die vor wenigen Monaten bei audite erschien. »Wir wollten Stücke einspielen, die uns liegen und mit denen wir schon viele Erfahrungen auf dem Konzertpodium gesammelt haben«, begründet Mona Bard die Auswahl. »Vor allem lieben wir die spannende, von Brüchen durchzogene Sonate für zwei Klaviere von Francis Poulenc, die keines der großen Klavierduos bislang aufgenommen hat.«

Eingängiger ist Poulencs Konzert für zwei Klaviere, mit dem die Pianistinnen als nächstes auftreten. Am 3. November spielen sie das charmante Stück mit dem Sinfonieorchester Schöneberg in der Berliner Philharmonie. Am 13. und 14. Dezember folgen Auftritte in Frankfurt/Oder und Potsdam mit dem Brandenburgischen Staatsorchester unter Howard Griffiths.

Konzert in der Philharmonie am 3.11. www.mona-rica-bard.de

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