Pfarrer Lichtenberg

Kalenderblatt

  • Martin Stolzenau
  • Lesedauer: 2 Min.

Er war Bekenner und Märtyrer: Bernhard Lichtenberg, ein römisch-katholischer Priester, der in dunkelster Zeit Zivilcourage bewies, seine Stimme gegen die Verbrechen der Nazis erhob und Verfolgten Hilfe gewährte.

Geboren am 3. Dezember 1875 in Ohlau in Niederschlesien, studierte er Theologie in Innsbruck und Breslau. Die Priesterweihe erfolgte 1899. Anschließend war Lichtenberg in Neisse sowie Berlin- Lichtenberg tätig, bis ihm 1913 die Pfarrei Herz Jesu in Charlottenburg übertragen wurde, die zu den größten der Region gehörte. Während des Ersten Weltkrieges diente er als Militärgeistlicher. Schon zur Kaiserzeit und dann auch in der Weimarer Republik betätigte er sich auch in der Politik. Er vertrat die Zentrumspartei im Stadtparlament. Als 1930 das Bistum Berlin gegründet wurde, war Lichtenberg, bereits päpstlicher Geheimkämmerer, zunächst Berater des neuen Bischofs und dann Dompropst der Sankt-Hedwigs-Kathedrale.

Nachdem die Nazis in Deutschland an die Macht gelangt waren, betete er jeden Sonntag öffentlich für die von ihnen Verfolgten. Damit unterschied er sich drastisch von seinen ehemaligen Parteikollegen und von hohen katholischen Würdenträgern, die den Kompromiss mit Hitler suchten. Lichtenberg wurde mit dem Gebot »Wer glaubt, muss widerstehen« zum Widerständler und Mann der Tat. Er protestierte offen gegen das »Euthanasie«-Mordprogramm der Nazis, die systematische Ermordung von geistig sowie körperlich behinderten Menschen. Nach mehreren Verhaftungen und Verhören wurde Lichtenberg 1942 wegen »Kanzelmissbrauchs« und Vergehen gegen das »Heimtückegesetz« zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, die er in Tegel verbüßen musste. Anschließend sollte der inzwischen herz- sowie nierenkranke Priester auf Weisung des Reichssicherheitshauptamtes in das KZ Dachau deportiert werden. Während eines Zwischenaufenthaltes des Transportes im Gefängnis von Hof verfügte der Gefängnisleiter eine Einweisung in das dortige Krankenhaus, wo Lichtenberg am 5. November 1943 starb. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde der mutige Priester auf dem alten Domfriedhof der St.-Hedwigs-Gemeinde in Berlin beerdigt.

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