nd-aktuell.de / 04.11.2013 / Politik / Seite 13

Der Thüringer Gasthof verschwindet

Im Jahr 2006 hatte der Freistaat noch 1069 Schankwirtschaften - schon fünf Jahre später waren es nur noch 777

Sie werden immer seltener: Urige Thüringer Kneipen. Schuld haben auch die Vereine, heißt es beim Hotel- und Gaststättenverband.

Erfurt. In Thüringen machen immer mehr Kneipen dicht. »Das Kneipensterben ist vor allem auf den Dörfern ein Problem«, sagte der Geschäftsführer des Thüringer Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Dirk Ellinger, der dpa. Innerhalb von fünf Jahren habe etwa jede vierte Kneipe aufgegeben.

»Wir haben über 500 Kneipen verloren in den vergangenen Jahren. Das ist schon eine dramatische Entwicklung«, erklärte Ellinger. Das Statistische Landesamt hat 2006 in Thüringen noch 1069 Kneipen, oder wie es offiziell heißt, Schankwirtschaften, gezählt. 2011 waren es nur noch 777. Neuere Zahlen längen derzeit nicht vor, sagte Ellinger. »Aber das Kneipensterben ist weitergegangen. Das ist ein Stück Kulturgut, das verloren geht.«

Die Ursachen dafür seien vielfältig. Sie reichten vom Bevölkerungsrückgang in ländlichen Regionen des Freistaats, der gestiegenen Mobilität der Menschen bis hin zu Veränderungen in Arbeitswelt und Freizeitverhalten. Ellinger sieht einen weiteren Grund auch darin, dass die Einnahmemöglichkeiten für die Gastwirte bei Volks- und Vereinsfesten deutlich zurückgegangen seien. Kirmes, Karneval oder Feuerwehrfeste würde zunehmend von den Vereinen selbst oder in den Vereinshäusern ausgerichtet und nicht mehr vom Gastwirt im Ort. Das bedeute Umsatzeinbußen. Zudem müssten die Wirte das Thüringer Nichtraucherschutzgesetz einhalten, das den blauen Dunst weitgehend aus der Gastronomie verbannt hat. Insgesamt sei die Situation im Thüringer Gastgewerbe angespannt, sagte Ellinger. »Wir haben das Umsatzniveau von 2002, aber die Kosten von 2013.«

Von den Gaststätten erwirtschaften laut Dehoga mehr als 40 Prozent einen Jahresumsatz von weniger als 125 000 Euro. dpa/nd