Tanzende Trauer

Im Kino: »Tanja«

  • Walter Kaufmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Dokumentation »Tanja - Life in Movement« ist eine Hommage an die in Stuttgart geborene Tänzerin und Choreografin Tanja Liedtke, die nur 29-jährig zur Leiterin der renommierten Sydney Dance Company berufen wurde und, noch ehe sie sich der Aufgabe widmen konnte, bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Das Wissen um das Geschehen sensibilisiert, gibt den vorgeführten Tanzszenen eine sehr eigene Bedeutung, man fühlt anders für die Tänzerin, hört ihr anders zu bei der Videoeinspielung, in der sie lächelnd davon erzählt, dass sie als Dreijährige eine Blume hatte sein wollen - denn: Die Blume sollte unter den Rädern eines Müllwagens umkommen.

Es berührt zutiefst, wie alle, die Tanja Liedtke nahestanden, ihres Todes gedenken - die Eltern, ihre beiden Brüder und natürlich jene, die von ihr lernten, ihren Choreografien folgten, mit ihr tanzten: die junge Australierin asiatischer Herkunft, die blonde Schwedin auch, und Paul White, für den die Arbeit mit Tanja Liedtke bedeutsamer als alles andere im Leben war. Und Solon Ulbrich, Tanjas Tanzpartner und Gefährte im Leben. Schwer nur weiß Solon Ulbrich seine Emotionen zurückzudrängen, und wie er dann seine Erinnerungen mit einem Fluch beendet zeigt, wie tief der Tod der Frau ihn traf.

»Tanja - Life in Movement« ist mehr als ein Film über eine Begabte, mehr als die Dokumentation eines Lebens für die Kunst, es ist ein Werk über den Verlust und die Trauer derer, die zurückbleiben. Bei aller Fassungslosigkeit, die den Film prägt, ist er zugleich ein Hohelied an die Lebensfreude der jäh aus dem Leben gerissenen Tänzerin Tanja Liedtke.

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