Gutes Spiel, schlechtes Ergebnis

Hertha BSC verliert 0:2 gegen den FC Schalke

Erneut zeigte Hertha BSC eine starke Leistung. Dennoch verloren die Berliner gegen Schalke ihr Heimspiel mit 0:2. Aber der Aufsteiger kann optimistisch nach vorn blicken: Das Team funktioniert.

Die Stimmung war auch am Sonntagmorgen noch getrübt. Mit schweren Beinen trabten die Spieler von Hertha BSC nach der kraftraubenden Partie gegen den FC Schalke 04 beim Auslaufen über den Schenckendorffplatz. In den Köpfen spukte noch immer das 0:2 vom Vortag herum. »Diese Niederlage müssen wir erst mal verkraften«, sagte Hertha-Trainer Jos Luhukay. Das sollte gelingen. Denn die Mannschaft funktioniert - Charakter und Zusammenhalt stimmen.

Beides bewiesen die Berliner am Sonnabend: vor 69 277 Zuschauern im Spiel und danach in den Katakomben des Olympiastadions. In der Nachbetrachtung der Szene aus der 26. Minute bezog allein Luhukay ganz klar Stellung: »Wenn er rauskommt, muss er den Ball haben. Er hatte den Ball nicht, deswegen ist es ein Fehler.« Der Berliner Trainer gab also seinem Torwart Thomas Kraft die Schuld am 0:1. Der Ball war nach einem Eckstoß von Dennis Aogo in den Berliner Strafraum gesegelt und vom Kopf des Schalker Stürmers Adam Szalai dann ins Berliner Tor. Kraft flog durch den Strafraum, seine geballten Fäuste erreichten den Ball aber nicht. Er machte in der Standardsituation, wie auch schon vergangene Woche bei Bayern München, eine unglückliche Figur.

Schon Michael Preetz versuchte, die Kritik abzuschwächen. Herthas Manager sprach von einem »schwierigen Ball« und einer »großen Qualität der Schalker bei Standards«. Linksverteidiger Johannes van den Bergh nahm die ganze Mannschaft in die Pflicht: »Wir müssen uns in diesen Situationen cleverer und aggressiver verhalten.« Kraft wollte er »keinerlei Vorwürfe« machen. Und Sebastian Langkamp nahm die Schuld sogar komplett auf sich. »Szalai war mein Gegenspieler, also war es mein Fehler«, sagte der Innenverteidiger.

Auch wenn es nicht der erste Fehler von Kraft bei einer Standardsituation in dieser Saison war, Luhukay will keine Torwartdiskussion beginnen. »Thomas hat unser vollstes Vertrauen«, sagte der Trainer über Keeper Kraft. Aber der Niederländer ist dafür bekannt, Klartext zu reden. Dementsprechend trifft auch sein Fazit zu: »Wir haben über 90 Minuten ein sehr gutes Spiel gemacht.«

Mutig, offensiv und spielbestimmend agierte Hertha BSC gegen den Champions-League-Starter aus Gelsenkirchen. Benedikt Höwedes, Kapitän der Schalker, zollte dem »sehr, sehr starken Aufsteiger« später Re-spekt: »Hertha hat uns in der zweiten Halbzeit dominiert.« Höwedes war Schalkes Bester. Dass angesichts solch kreativer Kräfte wie Julian Draxler, Max Meyer oder Kevin-Prince Boateng dieses Lob dem Innenverteidiger zuteil wird, sagt auch einiges über den Gegner.

Hertha BSC ließ den Gegner aus dem Spiel heraus nur zu zwei Chancen kommen. Nach 63 Minuten traf Meyer die Latte, Draxler vollendete in der vierten Minute der Nachspielzeit einen Konter zum 0:2-Endstand. Da die Berliner laufintensiv und taktisch sehr klug und diszipliniert verteidigten, konnte Schalke kein Kombinationsspiel entwickeln. Gefährlich wurden die Gäste allein durch Einzelleistungen. Vor allem Draxler ließ seine individuelle Klasse ab und an aufblitzen, doch seine Torschussversuche (23./25.) verfehlten ihr Ziel.

Wie in der Abwehrarbeit zeigten die Berliner auch in der Offensive eine starke Mannschaftsleistung. Den Spielaufbau übernahmen Hajime Hosogai und Tolga Cigerci aus der defensiven Mittelfeldzentrale heraus. Davor sorgten Per Skjelbred, Nico Schulz und Änis Ben-Hatira und Stürmer Adrian Ramos immer wieder für Gefahr. Und auch die Außenverteidiger Peter Pekarik und van den Bergh brachten sich immer wieder ins Offensivspiel ein. Hertha BSC erspielte sich so etliche Chancen, der Mangel war allein deren Verwertung. Ben-Hatira scheiterte mit zwei Schüssen (12./17.) an Schalkes Torwart Timo Hildebrand. In der 20. Minuten stürmten die Berliner nach einem Konter in Überzahl auf das gegnerische Tor, doch hier war der letzte Pass zu unpräzise.

Auch nach dem Rückstand gaben sie sich die Berliner nicht auf. In der 51. Minute entschärfte Hildebrand erst einen Freistoß von Cigerci und lenkte dann den Kopfball von Ramos an die Latte. Nach einer Stunde Spielzeit war Schulz in sehr guter Position zu zögerlich im Abschluss. Nur wenig später traf Cigerci die falsche Entscheidung: Wieder waren die Berliner nach einem Konter in Überzahl am gegnerischen Strafraum.

Wenn auch diesmal der Aufwand wieder nicht belohnt wurde, entmutigen lassen sich die Berliner nicht. »Wir haben wieder guten Fußball gespielt. Und so machen wir auch weiter. Im Laufe der Saison wird sich das auszahlen«, blickte Skjelbred selbstbewusst optimistisch nach vorn. Am kommenden Sonnabend heißt der Gegner 1899 Hoffenheim. Und der hat mit 25 Gegentoren die meisten der Liga. Vielleicht klappt es mit dem Toreschießen dort besser. Die Enttäuschung sollte bis dahin verflogen und die Beine sollten wieder frisch sein.

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