»Wir sind etwas anders«

Braunschweig gelingt gegen Leverkusen der erste Heimsieg in der Bundesliga nach 10 410 Tagen

  • Carsten Lappe, Braunschweig
  • Lesedauer: 2 Min.
Mehr als 28 Jahre musste Braunschweig auf einen Heimsieg in der Fußball-Bundesliga warten. Wenige Tage vor dem Derby bei Hannover 96 entluden sich beim 1:0 gegen Leverkusen die Emotionen.

Eintracht-Präsident Sebastian Ebel platzte nach dem ersten Bundesliga-Heimsieg seit mehr als 28 Jahren fast vor Stolz. Die Pressekonferenz im Braunschweiger Stadion war halbwegs beendet, da schnappte sich Ebel das Mikrofon und sprach Trainer Torsten Lieberknecht vor versammelter Journalisten-Schar direkt an. »Lieber Torsten, ich danke dir und der Mannschaft für diesen Einsatz und die unbändige Leidenschaft. Es ist einfach irre, was ihr leistet«, bekannte er öffentlich.

Das Erfolgserlebnis nach exakt 10 410 Tagen setzte enorme Emotionen frei. »Das war Ekstase pur«, jubelte Lieberknecht nach dem historischen 1:0 (0:0) am Sonnabend gegen Bayer Leverkusen. Wenige Minuten zuvor hatte er die Tränen der Freude oder Erleichterung kurz nach dem Schlusspfiff auf dem Spielfeld nur schwer zurückhalten können. Beim zuvor letzten Braunschweiger Heimsieg in der Bundesliga am 3. Mai 1985 war Lieberknecht elf Jahre alt.

Auf die Lobeshymne des Vereinschefs antwortete Lieberknecht geschwind. Allerdings wandte er sich an die Medienvertreter aus Leverkusen und erklärte: »Das war unser Präsident. Wir sind etwas anders hier. Nur damit sie sich nicht wundern.« Obwohl Braunschweig mit nun sieben Punkten gerade einmal den Anschluss an den Vorletzten Nürnberg geschafft hat, ist die Stimmung ausgerechnet vor dem brisanten Prestigeduell gegen Hannover 96 am Freitag bestens. »Wir wollen den Derbysieg«, forderten die euphorisierten Eintracht-Fans nach dem Spiel immer wieder.

Zehn Spieltage lang hatte der von vielen belächelte Aufsteiger oft Lehrgeld gezahlt und nur vier mickrige Pünktchen gesammelt. Nach 28 Jahren Erstligaabstinenz musste die Eintracht bis zum elften Spieltag auf den ersten Heimsieg warten. Dann entlud sich auf den Rängen bei Dominick Kumbelas verdientem Siegtor in der 81. Minute beim Großteil der 22 720 Zuschauer die Anspannung. »Wir haben bewiesen, dass wir bestehen können«, meinte etwa Braunschweigs Bester Karim Bellarabi, der von Gegner Bayer Leverkusen nur ausgeliehen ist.

»Das gibt Selbstvertrauen«, verkündete Mittelfeldspieler Kevin Kratz in Richtung Hannover schon einmal: »Mit breiter Brust werden wir dahin fahren.« An Hannover wollte Lieberknecht noch gar nicht denken. Der 40-Jährige, der nach Kumbelas Tor wie ein Flummi über das Spielfeld gehüpft war, will »erst einmal regenerieren« und dann die »unglaubliche Aufgabe« in Hannover angehen. dpa

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