nd-aktuell.de / 05.11.2013 / Kommentare / Seite 4

Das Geheimnis

Andreas Koristka stochert in der Privatsphäre der Bundeskanzlerin

Andreas Koristka

Nach wie vor schlägt die Abhöraffäre rund um die NSA riesige Wellen. Das ist kein Wunder, denn was auf dem Spiel steht, ist der Deutschen höchstes Gut. Wir wissen aus unserer historischen Verantwortung heraus, den schlimmen Erfahrungen im Dritten Reich und der ausufernden Bespitzelung der Stasi, dass eines in unserem Land in keiner Weise verhandelbar ist: die Privatsphäre. Und zwar jene unserer Kanzlerin! Deshalb ist es richtig, wenn wir die bescheidenen Mittel, die uns zur Verfügung stehen, nutzen, um diesen kostbarsten, diesen heiligen Supergrundwert zu verteidigen. Jeder kann sich beteiligen und unserer Regierungschefin helfen! Oft kann es schon einen Unterschied machen, ob man sich lediglich empört oder sich vor der US-Botschaft in die Luft sprengt.

Viel wurde in den letzten Tagen über den Skandal diskutiert, aber ein kleiner Randaspekt des Themas blieb außer Acht. Denn egal, wie hoch man die Persönlichkeitsrechte der Kanzlerin hält, ein bisschen neugierig ist man schon. Was ist es wohl, das man über Merkel herausfinden wollte? Was verbirgt diese Frau, die die Amerikaner aus ihrer Zeit unter George W. Bush doch in- und auswendig kennen müssten? Denn dass sie etwas verbirgt, ist augenscheinlich, sonst würde sie sich über die Bewachung wohl kaum so sehr aufregen. Nein, wer reinen Gewissens ist, der hetzt niemanden seinen Kettenpudel Friedrich auf den Hals.

Unsere Phantasie reicht bei Weitem nicht aus, um uns Merkels kleines, schmutziges Geheimnis auszumalen. Aber wir können es probieren: Am Ende des Regenbogens steht eine silberne Pforte. Von dreiköpfigen Zwergenelfen bewacht, verbirgt sie sich unter einem Reisighaufen. Wer die magische Formel spricht - die Wörter »Handtasche«, »Hosenanzug« und noch irgend eine versaute Bezeichnung für Prof. Sauer kommen darin vor -, der erhält Zutritt in ein 500 Quadratmeter umspannendes Labyrinth. Knochen, Kot und Beschlussvorlagen säumen den Weg. An dessen Ende betreibt Angela Merkel gemeinsam mit dem totgeglaubten Peter Alexander, der sich in Wirklichkeit nur einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat und nun Petra Alexandra heißt, einen wirtschaftlich gut prosperierenden Kindergulag von 2597 bangladeschischen Halbwaisen. Diese schuften dort unter unmenschlichen Bedingungen und ohne die gesetzlich vorgeschriebene Mindestanzahl an vorschriftsmäßig ausgebildeten Ersthelfern an der Herstellung von fluoreszierenden Eierstechern.

Aber das ist es nicht, was die Amerikaner interessiert. Barack Obama betreibt ein ähnliches Werk, mit weit effektiverem Ergebnis. Viel interessanter ist, was sich in einem unscheinbaren Nebenraum befindet. Hier hütet Angela Merkel ihren größten Schatz: Ihre persönlichen Aufzeichnungen über ihre politischen Werte und Einstellungen sind es natürlich nicht. Stattdessen ist es ein kleiner grünlicher Haufen, der dort in einem Safe lagert, der wiederum selbst in einem Safe lagert, der wiederum von einem Fahrradzahlenschloss im Wert von fünf Euro gesichert ist.

Dieser grünliche Haufen ist ein Saumagen, den Helmut Kohl 1981 in seinem Lieblingsrestaurant bestellte, kurz bevor ihm eine Mariacron-Erscheinung dazu riet, ihn nur anzubeißen und bei Raumtemperatur zu lagern. Wer es dem Altkanzler gleichtut und ebenfalls von der Speise zehrt, dem ist eine Kanzlerschaft von 16 Jahren gewiss und eine drei Tage dauernde Lebensmittelvergiftung. Kohl gab die magische Kost in einem schwachen Moment freiwillig an Angela Merkel weiter, als er vor ihr gefühlsduselig einen seiner berüchtigten Schlaganfälle durchlebte.

Genau diesen Saumagen will der Amerikaner haben. Nicht, weil er ihn Angela Merkel nicht gönnen würde - die genießt in Washington nach wie vor allerbestes Ansehen. Man ist nur von der Angst getrieben, sie könnte ihn in einer ebenso schwachen Sekunde wie Kohl sie einst hatte an Ronald Pofalla weitergeben. Käme es dazu, hieße das aus Sicht der US-Regierung für die ganze Welt Verderb, Krieg und ein in diesen Ausmaßen bisher nicht gekannter Hackfressenalarm.

Es ist natürlich ein wenig Spekulation dabei, aber einfach von der Hand weisen lässt sich diese Theorie nicht. Wer jetzt meint, dass die NSA vielleicht doch gut daran getan hat, Angela Merkels Mobiltelefon abgehört zu haben, dem kann man eigentlich nur eines sagen: Sie sind ein gottverdammter Vaterlandsverräter!