Zeugin der Gewalt in Westsahara

Menschenrechtsaktivistin Aminatou Haidar berichtete über Unterdrückung ihres Volkes durch Marokko

  • Martin Lejeune
  • Lesedauer: 2 Min.
Aminatou Haidar ist Menschenrechtsaktivistin aus der von Marokko besetzten Westsahara. Sie kämpft seit Jahrzehnten für die Selbstbestimmung ihres Volkes - der Sahraouis.

»Ich spreche hier für ein Volk, das leidet und keine Rechte in seinem eigenen Land hat«, sagte Aminatou Haijdar vor Journalisten im Deutschen Bundestag Ende Oktober. Sie selbst saß vier Jahre lang mit verbundenen Augen in einem marokkanischen Gefängnis, wurde gefoltert. Sie gilt als Ghandi der Westsahara.

»Marokko hat unser Volk mit Napalm und Phosphor bombardiert, uns Sahraouis lebendig in Massengräbern in der Wüste begraben«, berichtete Aminatou. »Ich bin Opfer der marokkanischen Verbrechen gewesen, ich bin Zeugin. Ich habe in vier Jahren jede Art von psychischer und physischer Gewalt erlebt, als ich mich in Isolationshaft befand ohne eine richterliche Verurteilung.« Mit verbundenen Augen war Aminata eingekerkert und verträgt daher bis heute keine Sonnenstrahlen. Aminatou berichtete von politisch Verfolgten, die mehr als 16 Jahre ohne Unterbrechung in dunklen Gefängnissen des Königs verbrachten. Sie waren abgeschottet von der Außenwelt und ohne Rechtsbeistand.

Bis heute trennt eine 2600 Kilometer lange Mauer die befreite Westsahara von den durch das Königreich Marokko besetzten Gebieten. Die 2600 Kilometer lange Mauer ist das am längsten verminte Gebiet der Welt. Aminatou erzählte, dass es wegen der Minen kein Durchkommen gebe von ihrem Wohnort in den besetzten Gebieten in die befreite Westsahara. Es war ihr deshalb bis 2002 unmöglich, mit der Außenwelt zu kommunizieren. »Erst 2002 bekamen wir in den besetzten Gebieten Telefon und Internet. Zwischen 1985 und 2002 mussten wir Hunderte Kilometer durch die Wüste reisen, um eine Nachricht an Amnesty International übermitteln zu können.«

Aminatou kritisiert das Königreich dafür, dass auch fundamentale Menschenrechte in Marokko nicht für die Sahraouis gelten. Sie dürfen keine Vereine gründen, keine Demonstrationen veranstalten und nicht ihre Meinungen frei äußern. »2005 habe ich meinen Arbeitsplatz verloren«, sagt Aminatou, »nur weil ich den internationalen Frauentag der Sahraouis organisiert habe.« Aminatou kritisiert die EU, dass sie Marokko hilft, die natürlichen Ressourcen der Westsahara auszubeuten, anstatt sich für die Menschenrechte einzusetzen.

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