Rolle rückwärts

Christin Odoj über die Streichungen in der Jugendarbeit

  • Lesedauer: 2 Min.

So sieht also eine ordentliche Rolle rückwärts aus: Erst heißt es, aus der Bildungsverwaltung, dass langfristig jede Berliner Schule einen Sozialarbeiter bekommen wird und nun ist aufgefallen, dass im Doppelhaushalt 2014/15 noch nicht mal das Geld für alle bisherigen 255 Stellen reicht. Etwa eine Million Euro fehlen und damit ab Januar 2014 auch 19 Stellen. Im darauffolgenden Jahr müssen weitere vier Sozialpädagogen aufhören. Treffen soll es vor allem Schulen mit Schülern biodeutscher Herkunft, als hätten diese Kinder nicht genauso mit Armut, Arbeitslosigkeit der Eltern und schlechten Noten zu kämpfen - genauso wenig wie ein Migrationshintergrund automatisch Förderbedarf bedeutet.

Wieder werden hier Positionen gegeneinander ausgespielt (»Warum werden nur Schulen mit hohem Migrantenanteil weiter gefördert?«), die doch alle ähnliche Probleme haben: Schüler aus zerrüttete Familienverhältnissen, verhaltensauffällige Kinder mit Lernschwierigkeiten oder schwierigen Zukunftsperspektiven. Der Senat spielt das übliche Verantwortungspingpong und gibt die Schuld weiter an Kürzungen im Europäischen Sozialfonds und einer nötigen Tarifanpassung im öffentlichen Dienst.

Natürlich kommt Bildungssenatorin Sandra Scheeres nicht umhin, regelmäßig zu betonen, wie wichtig die Sozialarbeiter für die positive Entwicklung sogenannter Problemkinder, also Schulschwänzer und Abbrecher sind, war sie doch selbst drei Jahre Projektmanagerin für ein Jugendprogramm in sozialen Brennpunkten. Und ausgerechnet ihr Kollege, der jugendpolitische Sprecher der SPD, Björn Eggert, stößt ihr auch noch gegens Schienbein und will mit anderen Haushaltsexperten prüfen, ob man das Geld nicht doch noch irgendwo einsparen kann. Schließlich hätte Scheeres schon eher ein Notsignal senden müssen, dann hätte man im Bildungsausschuss reagiert, heißt es. Gute Haltungsnoten gibt es bei dieser Kür also sicherlich nicht.

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