Umsteiger

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Vor wenigen Tagen noch verbreitete Steffen Bockhahn im Internet, er wolle nicht Finanzsenator in Rostock werden. Nun ist klar, dass die Betonung dabei auf »Finanz« lag: Der aus dem Bundestag ausgeschiedene Linkspolitiker will Senator werden, allerdings im Sozialressort.

Sollte das klappen, fiele dem 1978 in Rostock geborenen Politologen ein Kernressort zu. Zwei Drittel des städtischen Haushalts entfallen auf den Bereich »Jugend, Soziales, Gesundheit, Schule und Sport«, rund 330 Millionen. Doch muss nach kommunaler Kassenlage jeder Euro umgedreht werden. Nach Vorgesprächen mit Trägern und Interessengruppen habe er sich dennoch zur Kandidatur entschlossen, sagt Bockhahn. Er sei sich sicher, diese Aufgabe im Einklang mit seinem sozialen Gewissen gestalten zu können.

Für Bockhahn, der in den vergangenen Jahren als Mitglied des Geheimdienstkontrollausschusses zu den außerhalb der Partei bekannteren Links-Gesichtern zählte, wäre ein Umstieg von der parlamentarischen auf die Verwaltungsseite ein Schnitt - aber auch die Fortsetzung einer Karriere, die in den letzten beiden Jahren ins Stocken gekommen war.

Noch 2009 sah der Rostocker aus wie ein Senkrechtstarter, gewann erstmals für seine Partei im Nordosten ein Bundestagsdirektmandat und übernahm mit gerade 31 Jahren den Landesvorsitz. Doch vor Jahresfrist musste er sich nach ungeschicktem Agieren in innerparteilichen Konflikten von der Parteispitze zurückziehen. Als weiterer Dämpfer kam die Wahlkreisniederlage hinzu.

Nun muss Bockhahn, der neben seinem Bundestagsmandat stets in der Rostocker Lokalpolitik engagiert geblieben war, sehr genau auf die örtlichen Kräfteverhältnisse schauen. Nachdem die CDU einen Rechtsruck vollzogen hat, scheint sich an der Warnow eine Art Lager-Situation zu ergeben. »Rot-Rot-Grün« hat dabei eine Mehrheit von nur einer Stimme. Doch da die LINKE wohl eine Wahl von SPD-Mann Chris Müller zum Finanzsenator unterstützen wird, kann sich Bockhahn durchaus Hoffnung machen.

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