nd-aktuell.de / 14.01.2006 /
Caligula
Arnim Jähne
Wie ein einfacher Legionär gekleidet, streifte der zwei- bis vierjährige Gaius Julius Caesar, Sohn des Germanicus, durch die Lagerstädte der Rheinarmee in Germanien, sehr zum Ergötzen der römischen Soldaten. Sie nannten ihn Caligula, »Stiefelchen«.
Im März 37 u. Z. wurde er Kaiser, und er schien sich zu einem ganz auf das Wohl Roms und seiner Bürger bedachten Herrscher zu entwickeln. Es gab eine Amnestie für alle unter seinem Vorgänger Tiberius verurteilte Personen. Außer Kraft gesetzt wurde das Gesetz über Majestätsbeleidigung. Der Senat sollte wieder stärker an der politischen Entscheidungsfindung beteiligt werden. Ein neuer Hafen für Getreidelieferungen und mehrere Aquädukte verbesserten die Versorgung der Stadt Rom mit Getreide und Wasser. Caligula sorgte sich auch um die Sicherheit der Reichsgrenzen. So schloss er einen für die Römer vorteilhaften Frieden mit den Parthern.
Seine Provinzpolitik war zwiespältig. So erhielt zwar der judäische König Agrippa I. die Freiheit zurück, andererseits wurde befohlen, im Tempel von Jerusalem eine Kolossalstatue des Kaisers aufzustellen. Caligula verstand sich als unumschränkter Monarch und forderte für sich göttliche Ehren. Im ägyptischen Alexandria kam es zu Unruhen unter den dort lebenden Judäern und einem Pogrom. Seine Ausgaben für öffentliche Bauten, Geldspenden, großartige Festessen, für Gladiatorenkämpfe und Zirkusspiele hatten permanenten Geldmangel zur Folge. Um die Kassen zu füllen, wurden den Provinzen weitere Steuerlasten aufgebürdet, neue Prozesse geführt und das Vermögen der Verurteilten eingezogen.
Nach der Anfang 39 u. Z. aufgedeckten ersten senatorischen Verschwörung gegen ihn, traten Caligulas tyrannische Charakterzüge offen zutage. Despotismus, Amtsmissbrauch, Ausschweifungen, sadistische Grausamkeit, Misstrauen. Doch auch eine zweite Verschwörung scheiterte. Caligulas Todesstunde schlug dann aber am 24. Januar 41 u. Z. In einem unterirdischen Gang, der zu seinem Palast führte, fielen seine Mörder unter der Parole »Noch eins!« über ihn her. Dreißig Schwerthiebe und -stiche beendeten sein Leben und eine Herrschaft, die drei Jahre, zehn Monate und acht Tage gedauert hatte.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/84071.caligula.html