nd-aktuell.de / 21.01.2006 / Wissen

Einhörner des Ozeans

US-Studie: Langer Narwal-Zahn dient als Fühler

Der lange, gedrehte Stoßzahn des Narwals sieht nicht nur genauso aus, wie Filmtrickspezialisten und Illustratoren von Fantasy-Büchern das Horn des sagenhaften Einhorns zeigen, es wurde im Mittelalter auch als angeblicher angebliches Einhorn für teures Geld gehandelt - zum Schutz gegen Gift. Doch wozu ist der lange Zahn der Meeressäuger wirklich gut? Anders als nebenstehendes Foto suggeriert, dient er den männlichen Tieren keineswegs als Waffe für Paarungskämpfe. Denn wie der Zahnmediziner Martin Nweeia aus Sharon (US-Bundesstaat Connecticut) und Materialwissenschaftler vom US-Standardisierungsinstitut NIST in Boulder (Colorado) herausfanden, ist der bis zu 2,5 Meter lange Zahn mit Millionen von Nervenfasern durchzogen. Ein Kampf wäre also für beide Parteien extrem schmerzhaft. Die Forscher sehen deshalb in dem Zahn eine Art Fühler, einen hochempfindlichen Sensor für Veränderungen von Wasserdruck, Salzgehalt oder Temperatur. Diese These wird auch durch die Materialuntersuchung unterstützt: Im Gegensatz zu normalen Zähnen liegen beim »Einhorn« der Narwale die harten Schichten innen und die weicheren außen. Eine Waffe sähe anders aus.
Warum die Wale allerdings hin und wieder die Zähne aneinander reiben, bleibt unklar. Vielleicht zum Zähneputzen? StS