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Schale Genugtuung

  • Jörg Staude
  • Lesedauer: 1 Min.

Mit der historischen Genugtuung ist das so eine Sache. Als auf den Tag genau vor zehn Jahren die Finanzminister Waigel und Romberg den Vertrag zur deutschen Währungsunion unterschrieben, gab es genügend warnende Stimmen. Den 1.1 Schock der Währungsumstellung würde die angeschlagene DDR-Wirtschaft nicht überstehen. Die Propheten behielten recht - doch wäre ihnen wohl lieber gewesen, sie hätten sich geirrt und nicht der Kanzler der blühenden Landschaften.

Denn die Genugtuung, dass die Geschichte den Warnern recht gab, hat einen schalen Beigeschmack. Zunächst, weil diese deutsche Einheit so teuer und wirtschaftlich desaströs wurde, wie es selbst berufsmäßige Pessimisten kaum voraus sahen. Den Fehlschlag dürfen vor allem diejenigen mit Arbeitslosigkeit, Einkommenseinbußen und Grundstücken bezahlen, die die Einheit erst möglich gemacht haben: die Ostdeutschen. Und weil diese Defizite auf Dauer nur durch West-Hilfe ausgeglichethwerden können, ist die neue deutsche Spaltung perfekt. Ein Jahrhundertereignis wurde auf dilettantische Weise an die Wand gefahren. Wer soll darüber Genugtuung empfinden?

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