nd-aktuell.de / 05.06.2000 / Politik

Urgestein der Tanzmusik

Günter Görtz

Wenn in den frühen Jahren der DDR Veranstaltungen mit dem Leipziger Rundfunk Tanzor ehester und Fred Frohberg als Gesangssolisten angekündigt wurden, dauerte es nicht lange, und die Veranstaltungen waren ausverkauft. Schlager halfen die schlimmen Kriegsjahre zu vergessen, den grauen Nachkriegsalltag zu verschönen. Obwohl es die im Osten Deutschlands produzierte Tanzmusik von Anbeginn schwer hatte, sich gegen die jenseits der Grenze produzierte durchzusetzen, gelang es doch immer wieder einzelnen Sängern, sich zu behaupten. Fred Frohberg gehörte dazu. Ab 1950 erschienen seine Schallplatten, und die Lieder wurden zu Schlagern in des Wortes ursprünglicher Bedeutung »Zwei gute Freunde«, »Über das weite Meer«, »Tina Marie« »Gabriela« blieben die wohl populärsten Titel in dem großen Repertoire des Sängers.

Das Geheimnis seines Erfolgs? Er ver stand es, seine Lieder mit einer Natürlichkeit des Tones und des Gestus vorzutragen, dass das Publikum sich mit eigenen Gefühlen und Gedanken darin wiederzufinden glaubte. Fred Frohberg blieb bei allem Erfolg ein Star zum Anfassen.

Am 27 Oktober 1925 in Halle geboren, musste er in den Krieg - und verlor ein Bein. Von dem Handikap ließ er sich nicht entmutigen. Er wusste um seine schöne Stimme, konnte die Wirkung seines war men Baritons selbst einschätzen. Ausgebildet in der Jazzklasse des Erfurter Konservatoriums, vertraute er seiner Musikalität, die schon früh als Sängerknabe im Halleschen Stadtsingechor geschult wor den war. Die half ihm auch, im Wechsel der muskalischen Moden zu bestehen. Einem internationalen Trend folgend, gründete, er, ein. Ensemble und kreierte mit ihm erfolgreich moderne Bearbeitungen internationaler Volkslieder und Spirituals. Nach der Wende erging es ihm wie vielen DDR-Bürgern. Alteigentümer setzten ihren Anspruch auf das von Frohberg zu DDR-Zeiten erworbene Haus durch. Die Medien nahmen von ihm kaum noch Notiz. Aber er zog noch mit seinen Liedern zu Live-Auftritten durch den Osten und fand ein kleines, aber dankbares Publikum. Das half ihm, die Kraft zu finden, gegen seine Krankheit anzukämpfen. Doch am vergangenen Donnerstag verstarb er an den Folgen einer Hirnoperation in einer Leipziger Klinik.