Die Tage des einstigen Palasthotels sind gezählt. Am 2. Januar soll der Abriss des heutigen SAS Radisson an der Karl-Liebknecht-Straße beginnen. Zimmerreser vierungen werden nur noch für November angenommen. Eine Vorsichtsmaßnahme, heißt es im Hotel, denn offiziell sei der Termin der Direktion noch gar nicht mitgeteilt worden.
Auf dem über 17 000 Quadratmeter großen Grundstück am Ufer der Spree und gegenüber dem Dom will die Deutsche Immobilien Fonds AG unter dem Namen »Domaquaree« einen Komplex aus vier Gebäuden errichten. Direkt an der Spree entsteht wieder ein Hotel, das über 407 Zimmer verfügt und zur Vier Sterne-Kategorie zählt. Attraktion soll eine öffentlich zugängliche Bäderlandschaft im obersten Geschoss sein, zu der man per Fahrstuhl durch ein 18 Meter hohes Aquarium mit lebenden Fischen und einer nachgebauten Unterwasserlandschaft gelangt. In einem zweiten Gebäude an der Karl-Liebknecht-Straße, dessen quadratischer Grundriss dem des Hotels entspricht, kommen vor allem Büros unter, im Erdgeschoss Läden, denen zweigeschossige Ar kaden vorgelagert sind. In der Spandauer Straße schließt sich eine Tagesklinik an, dahinter und unmittelbar an der Spree gelegen soll das vierte Gebäude mit 105 Wohnungen errichtet werden.
Durch die Verteilung des Komplexes können zwei historische Gassen wieder entstehen: parallel zur Spree als über dachte Passage die Heilig-Geist-Gasse, benannt nach der benachbarten Kapelle, und die Sankt-Wolfgang-Straße, die von der Spandauer zum Spreeufer führt.
Umstritten ist der Komplex vor allem wegen seiner Dichte. Er rückt enger an das Spreeufer und die Karl-Liebknecht- Straße heran, öffentlicher Freiraum geht verloren. Die Uferpromenade wird um mehr als die Hälfte auf etwa zehn Meter reduziert. Wenigstens wird sie auf Kosten der DIFA erneuert. »Sie erhält zwei Ebenen, auf der unteren gelangt man zur Dampferanlegestelle, die obere auf Erdgeschosshöhe wird mit zwei Baumreihen bepflanzt«, so Projektleiter Bent Mülena.
Innerhalb von drei Monaten soll der Abriss des alten Hotels erledigt sein. Der werde ganz behutsam erfolgen, damit die Heilig-Geist-Kapelle, das älteste Gebäude der Stadt, keinen Schaden nimmt, ver spricht Mülena. Das Gebäude muss besonders gestützt werden, damit es den Aushub der riesigen Baugrube, die auch drei Tiefgaragenetagen aufnehmen soll, übersteht. Im Herbst 2003 soll das 800- Millionen Mark-Projekt fertig sein.
Das Palasthotel war vor 21 Jahren als »Devisenhotel« eröffnet worden. Nur in einigen Gaststätten konnte auch mit DDR- Mark bezahlt werden. Es verfügte über 600 Zimmer. Sein Kongresszentrum wur de bereits vor Jahren abgerissen, auf seinem Areal baut die Fondsgesellschaft Despa den Bürokomplex »Spreepalais«.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/886785.altes-palasthotel-weicht-domaquaree.html