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Kein Mainstream, wenig Geld

Jury-Empfehlung zur Förderung Freier Gruppen Von Anouk Meyer

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Empörung schlug Wellen, als die Theaterjury gestern ihre Förderempfehlungen für 2001 bekannt gab: Mit dem Theater Zerbrochene Fenster und dem Stuekke in der Palisade fielen gleich zwei langjährig unterstützte Spielstätten aus der Förderung des Kultursenats. »Für uns bedeutet das Konkurs«, wetterte Holger Steudeman, Betreiber des im vergangenen Jahr von der Hasenheide nach Friedrichshain verlagerten Stuekke. Er warf der Jury Verantwortungslosigkeit vor.

Die Mitglieder ließen diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen. Wegen der Einsparungen müssten die Mittel konzentriert werden; Subvention nach dem Gießkannenprinzip mache keinen Sinn, konterte Claudia Henne. Weder die Qualität der Aufführungen noch der Publikumszuspruch am neuen Spielort rechtfertigten die Ausgabe von 600 000 Mark, mit weniger Geld aber sei das Stuekke deutlich unterfinanziert. Ebenso beim Theater Zerbrochene Fenster. »Die relevanten Gruppen spielen woanders«, erklärte Rüdiger Bering die Entscheidung auf Ver zieht der Förderung nach acht Jahren. Innovation und neue Konzepte sieht die Jury im Tacheles, im Theater zum Westlichen Stadthirschen und in den Sophiensälen. Alle drei produzieren in Mitte, dem beliebten Ausgehbezirk. Unterstützt werden außerdem Dock 11 und die Tanzfabrik Berlin. Den Löwenanteil der 2,7 Millionen aber erhalten das Theater am Halleschen Ufer der landeseigenen Veranstaltungs GmbH und das Theater am Ufer.

Insgesamt liegt der Förderetat für die Freien Gruppen in diesem Jahr bei rund 8 Millionen Mark. Die 3,4 Millionen Basisförderung verteilen sich auf 19 Theater und Tanzgruppen, darunter die Berliner Kammeroper und die Zeitgenössische Oper Berlin, das Puppentheater auf der Zitadelle und Theater o.N. sowie im Kinder und Jugendbereich die Spielwerkstatt Berlin und Theater Strahl. Von den sieben Schauspielgrüppen erhalten die Friends of Italian Opera, Teatr Kreatur und das Theater zum Westlichen Stadthirschen die höchste Summe (je 250 000), im Tanzbereich Department/Jo Fabian und Rubato. Gelder aus der 1,4 Millionen Mark hohen Einzelprojektförderung bekommen 22 Theater und Tanzgruppen - dass dafür 258 Anträge vorlagen, zeigt den Bedarf. Kriterien für die Jury sind neben hoher Qualität vor allem innovative Ansätze und die Ergänzung des Mainstreamprogramms.

Zum Abschluss ihrer Tätigkeit - die Jury wird zum 31. Juli neu gebildet - wünschte sich Claudia Henne eine stärkere politische Auseinandersetzung und mehr Solidarität in der Off-Szene. Die jeweils späte Verabschiedung des Haushaltsplans mache auch neue Richtlinien nötig.

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