nd-aktuell.de / 12.11.2013 / Politik / Seite 13

Rohrkrepierer im Wunstorfer Militärmuseum

Gäste aus Guernica sagten nach Eklat ihren Besuch ab

Harald Neuber

Nachdem ein Traditionsverband in Niedersachsen einen kritischen Historiker vom Besuchstermin einer spanisch-baskischen Gästegruppe im Wunstorfer Militärmuseum ausgeschlossen hat, fiel der Termin selbst am Sonntag aus. Die Gäste aus der Stadt Guernica im spanischen Baskenland hatten zuvor beschlossen, die Fahrt in die »Ju-52-Halle« in Wunstorf nordwestlich von Hannover abzusagen. Für die Betreiber des umstrittenen Militärmuseums hat der Streit damit ein peinliches Ende genommen.

In der vergangenen Woche hatte die »Traditionsgemeinschaft Lufttransport Wunstorf« (TGLW) den militärkritischen Historiker Hubert Brieden per Einschreiben von der Visite der Gäste aus Guernica ausgeladen. Sollte Brieden der Aufforderung nicht folgen, würde er Hausverbot erteilt bekommen, schrieb der Vorsitzende des Militärvereins, Uwe Nicklaus. Die TGLW stellt in einer Halle am Rande des Fliegerhorstes Wunstorf eine restaurierte Junckers »Ju 52« der Nazi-Luftwaffe aus. Brieden und sein Arbeitskreis Regionalgeschichte hatten wiederholt auf die Rolle des Fliegerhorstes und der »Ju 52« bei der Bombardierung Guernicas 1937 verwiesen. Das war den Betreibern dann offenbar doch etwas zu viel der Militärtradition.

Während die Betreiber der »Ju-52-Halle« auf Anfragen nicht reagierten, bekräftigte Brieden im »nd«-Gespräch am Montag seine Kritik. Es gehe dem TGLW offenbar darum, »die Rolle der ›Ju 52‹ als Behelfsbomber in Guernica und später in Polen und anderen Kriegsgebieten zu verschleiern«. Auch gebe es Hinweise darauf, dass der Drohbrief an ihn von der Kommandantur des Fliegerhorstes abgesegnet worden sei.

Für Brieden ist das kein Zufall. »Der Fliegerhorst Wunstorf - derzeit die größte Baustelle der Bundeswehr - soll zum größten deutschen Militärflugplatz für internationale Einsätze und zum Standort des Airbus A 400 M umgebaut werden.« Kritische Stimmen zu dunklen Kapiteln in der Tradition deutscher Auslandseinsätze passen da nicht ins Bild. »Das eigentlich Erschreckende aber ist, dass die militärische Traditionspflege diese Kapitel aggressiv ausblendet«, sagte Brieden.