Mahnende Worte von den Philippinen

Verhandlungen auf der UN-Klimakonferenz beginnen mit einem Hoffnungszeichen aus Tokio

  • Benjamin Brackel, Warschau
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Taifun »Haiyan« hat die Regierungsdelegationen beim UN-Klimagipfel in Warschau daran erinnert, um was es eigentlich geht.

Selten hat ein Klimagipfel so emotional begonnen. Im Konferenzzentrum im Bauch des Nationalstadions von Warschau ergreift Yeb Saño, der Verhandlungsführer der Philippinen, am Montagmittag das Wort und ermahnt die Anwesenden, einen Weltklimavertrag auf den Weg zu bringen und damit aufzuhören, immer mehr Treibhausgase in die Luft zu blasen. »Lasst uns dazu beitragen, dass wir uns an Warschau als den Ort erinnern können, an dem wir diese Dummheit gestoppt haben.« Beifall setzt ein, immer mehr Teilnehmer erheben sich von ihren Sitzen und applaudieren. Saño hebt sein rotes Taschentuch und verbirgt sein Gesicht, damit man seine Tränen nicht sieht. In seinem Land kämpfen die Menschen mit den Schäden durch »Hai-yan«.

Und so bekommt die auf zwölf Tage angesetzte Konferenz, auf die viele Beobachter vor Beginn nicht viel Hoffnung gesetzt haben, eine neue Bedeutung: Der Rekordsturm bringt die oft so technischen wie abgehobenen Verhandlungen auf den Boden der Tatsachen zurück und hält den Delegierten vor Augen, dass der Klimawandel kein abstraktes Problem ist. »Das ist eine Alarmglocke für uns alle«, sagte Christina Figueras, die Chefin des UN-Umweltsekretariats. Es sei nötig, »schnell zu handeln« und in Warschau den Boden für einen neuen Klimavertrag zu bereiten.

Konkret sieht die Verhandlungsleiterin drei Hauptthemen: Die Regierungen sollen sich über die Elemente eines globalen Klimaabkommens klar werden, das 2015 beschlossen werden soll. Außerdem geht es um einen institutionellen Mechanismus für »Loss and Damage« - wie die Beseitigung von Klimaschäden bis hin zu Umsiedlungen zu finanzieren sind. Schließlich soll die Finanzierung des »Grünen Klimafonds« geklärt werden, der bis 2020 von den Industriestaaten auf dann jährlich 100 Milliarden Dollar aufgestockt werden soll, damit die ärmsten Staaten in klimafreundliche Technologien investieren können.

Hier gibt es ein erstes Hoffnungszeichen: Die japanische Regierung will laut einem Zeitungsbericht Entwicklungsländer in den kommenden drei Jahren mit umgerechnet rund zwölf Milliarden Euro unterstützen. Dies würde mehr als 40 Prozent der Hilfen abdecken, welche in Warschau voraussichtlich eingefordert werden. Das Hilfspaket soll am Freitag von der Regierung verabschiedet werden, um danach auf der UN-Konferenz offiziell verkündet zu werden.

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