Aufräumen nach dem Knall

Hessische Katholiken diskutieren über notwendige Konsequenzen aus dem Fall Tebartz-van Elst

  • Carolin Eckenfels, Frankfurt
  • Lesedauer: 2 Min.

Wie geht es weiter im hessischen Krisen-Bistum Limburg? Und wie mit der katholischen Kirche? Auf der Suche nach Antworten stehen die Gläubigen Schlange: In Scharen kamen sie in dieser Woche zu einem Diskussionsforum ins »Haus am Dom« in Frankfurt am Main. So voll ist es, dass viele draußen bleiben müssen, während es drinnen ums »Aufräumen nach dem Knall« in der Limburger Diözese geht. Die Runde ist einig: Ohne Veränderungen geht es dabei nicht. »Wir brauchen eine klarere Beschreibung des bischöflichen Amtes«, fordert Stefan Vesper, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Die überwiegende Mehrheit der Oberhirten übe dieses zwar mit Nachsicht, Respekt und Verantwortung aus. Aber: »Es gibt Menschen, die Bischof werden, die ein völlig überzogenes bischöfliches Selbstbild haben.«

Die »Causa Bischof Tebartz-van Elst« werde weitreichende Folgen haben, sagt der Kirchenrechter Thomas Schüller. Folgen für das Verhältnis von Staat und Kirche und für das zwischen Bischöfen und Gläubigen. Der Skandal um die Kosten für den neuen Limburger Bischofssitz und die heftige Kritik an der Amtsführung des derzeit beurlaubten Franz-Peter Tebartz-van Elst hat nicht nur das Bistum in eine Krise gestürzt. Zusätzlicher Ärger für den Bischof kommt aus Hamburg, wo die Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl gegen ihn beantragt hat - wegen Falschaussage. Tebartz-van Elst hält sich derzeit in einem Kloster in Niederbayern auf. Alle diese Vorgänge haben die Gemüter im Bistum erhitzt. Das ist auch beim Frankfurter Diskussionsabend zu spüren, zu dem die Gruppe »Kirche und Wissenschaft« geladen hat. Fürsprecher des Bischofs finden sich nicht unter den Gesprächsteilnehmern - das kritisiert ein Zuschauer heftig und erntet dafür Buhrufe. Einer der schärfsten Kritiker des Bischofs, der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz, ist dagegen bei der Diskussionsrunde dabei. Er sagt, in der derzeit schwierigen Situation baue er auf den Papst. Dieser möge bald über die weitere Zukunft des Bistums entscheiden - und dann das Domkapitel mitreden lassen. »Wir dürfen aus einem Dreiervorschlag des Papstes einen Bischof wählen. Und ich bitte den Papst, (...) wenn der Tag gekommen ist, dass er uns dieses Recht auch lässt«, sagt zu Eltz. Für seine Worte bekommt er langen Applaus von den rund 500 Gästen. dpa/nd

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