Die Rückkehr der Panama-Krankheit

Eine Pilzerkrankung bedroht Bananenkulturen weltweit

  • Knut Henkel
  • Lesedauer: 3 Min.

Panama-Krankheit nannte man die verheerendste Bananenseuche der Geschichte. Ihren Namen trägt die Pilzseuche, weil sie erstmals in Panama auftrat. Sie sorgte in den 1950er Jahren in Mittel- und Lateinamerika für das Aus der bis dahin dominierenden Bananensorte »Gros Michel«. Das könnte sich wiederholen, warnen Experten aus Holland und den USA. Eine neue Variante des Pilzes, der seinerzeit die Bananen dezimierte, verbreitet sich in Asien und könnte auch den Sprung nach Lateinamerika schaffen.

Auf der Homepage des Agrarministeriums von Queensland in Australien wird eindringlich vor der Panama-Krankheit Typ Vier gewarnt. Diese Krankheit, die sich in Südostasien ausbreitet, stelle eine »signifikante Bedrohung des Bananenanbaus« in Queensland dar, warnen die Experten. Doch die Krankheit lässt sich trotz aller Vorsicht nicht so ohne Weiteres aufhalten, wie eine Studie von Wissenschaftlern der niederländischen Universität Wageningen zeigt. Demnach hat der Pilz Fusarium Oxysporum f. sp. Cubense nun Jordanien erreicht. »Die Sporen haben also den Sprung von Asien nach Afrika geschafft und folgerichtig sind wichtige Anbauregionen in Afrika aber auch in Südamerika bedroht«, so Fernando Alexander Garcia. Der hat gemeinsam mit Kollegen aus Jordanien, den USA und Holland an der Studie gearbeitet, die kürzlich in der Fachzeitschrift »Plant Desease« (doi: 10.1094/PDIS-09-13-0954-PDN) erschienen ist. Darin warnen die Wissenschaftler vor einer Seuche und dem Einbrechen der Bananenproduktion.

Der Pilz, der im Boden steckt, infiziert die Pflanze über die Wurzelspitzen und breitet sich im Gefäßsystem der Pflanze aus. Die großen Blätter verfärben sich, werden fleckig, dann welk, und die Staude verschimmelt quasi von innen, ohne dass die Bauern etwas tun können. Erst der Wechsel von der Sorte »Gros Michel« auf die Sorte »Cavendish« sorgte seinerzeit für Abhilfe. Die ist nämlich weitgehend resistent gegenüber der damaligen Variante des Pilzes, der bis zu dreißig Jahre im Boden überleben kann.

Doch nun könnte sich die Geschichte wiederholen, befürchtet Randy Ploetz von der University of Florida in Homestead. Da die Bananensorte »Cavendish« weltweit angebaut und für das Gros der Exporte verantwortlich ist, könnte Tropical Race 4 (TR4), wie die mutierte Variante des Pilzes genannt wird, mit dem internationalen Warenverkehr in den nächsten Jahren den Weg nach Mittel- und Südamerika finden. Auf den Philippinen verdoppelte sich die Zahl der infizierten Pflanzen zwischen 2005 und 2007, und heute ist TR4 in Südostasien und Australien weit verbreitet. Das Grundproblem ist, dass alle »Cavendish«-Pflanzen quasi geklont sind, sprich aus Ablegern wachsen. Deshalb lassen sich nicht einfach Resistenzen durch Kreuzung einbauen. Und laut den Berichten aus Asien macht TR4 mit »Cavendish« das Gleiche, was sein Verwandter TR1 in den 1950er Jahren mit »Gros Michel« machte - er lässt die Staude verfaulen.

Und bis heute gibt es kein Gegenmittel. Fungizide schlagen nicht an, und auch die Diagnostik des Erregers ist nicht zuverlässig. Infizierte Stauden und Plantagen zu isolieren ist die einzige Gegenmaßnahme. Ein Allheilmittel ist das aber nicht, weil die Globalisierung dafür sorgt, dass Keime und Sporen immer schneller um die Welt wandern. Spezialisten wie Ploetz schätzen, dass rund 85 Prozent aller Bananen weltweit empfänglich für den mörderischen Pilz sind. Was für westliche Importländer nur der drohende Verlust einer Obstsorte unter vielen wäre, hätte für Produzenten und Konsumenten im Süden katastrophale Folgen. Dort sind Bananen ein wichtiger Teil der täglichen Ernährung von Millionen von Menschen. Die Alternative könnte wieder einmal heißen: umsatteln. Auf eine neue Sorte oder auf gentechnisch veränderte Bananenpflanzen. Erste Freilandversuche laufen bereits in Australien.

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