nd-aktuell.de / 22.11.2013 / Kommentare / Seite 4

Rückzug vom Klimagipfel

Kurt Stenger über die Protestbereitschaft in der Umweltbewegung

Kurt Stenger

Der Wolfsmilchschwärmer ist gerade vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zum Schmetterling des Jahres gekürt werden. Der Nachtfalter liebt trockene, warme Standorte. Da diese Lebensräume schwinden, gehört er zu den bedrohten Arten. Ein klein wenig trifft dies auch auf die deutsche Umweltbewegung zu. Man agierte in den vergangenen Jahren mehr in den warmen Hinterzimmern des politischen Lobbyierens - von den großem Klimakonferenzen bis hin zu den Wandelhallen der Bundespolitik. Ziel war es, die wichtigen Belange des Umweltschutzes möglichst effektiv an den Schaltstellen der Macht durchzusetzen.

Mit dem Stillstand der internationalen Gipfeldiplomatie und dem Bedeutungsverlust der Bundes-Grünen geht diese Rechnung immer weniger auf. Die schwarz-gelbe Regierung blockierte die Energiewende, und die SPD-Genossen kümmern sich bei den Koalitionsverhandlungen intensiv um die Kohlebranche. Wenn BUND-Chef Hubert Weiger jetzt mehr Protestbereitschaft signalisiert und auf eine »starke außerparlamentarische Umweltbewegung« setzt, so ist dies eine späte, aber notwendige Einsicht. Die Frage ist, wie rasch sich die etablierten Verbände an die veränderten Gegebenheiten anpassen können. Der gestrige Auszug aus dem Klimagipfel in Warschau könnte ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung sein.