Leutheusser: Gurlitt hat moralische Verpflichtung
Bundesjustizministerin befürchtet Sammlung des Münchners nur die Spitze des Eisberges
Zur geplanten Übergabe Hunderter Bilder an den Münchner Kunstsammler Cornelius Gurlitt wird die Staatsanwaltschaft keine Details nennen. Gurlitt soll aus seinem 2012 beschlagnahmten Schatz möglichst bald etwa 310 Werke zurückerhalten. »Wir werden alle erdenklichen Möglichkeiten ausschöpfen, um die Rechte des Beschuldigten und die Sicherheit der Bilder zu gewährleisten«, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag.
Die etwa 310 Bilder sollen ihm zweifelsfrei gehören. Wie Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz der »Süddeutschen Zeitung« (Freitag) sagte, hätte Gurlitt Teile des Münchner Kunstfundes bereits im Frühjahr zurückerhalten sollen. Die Übergabe sei aber gescheitert.
Die amtierende Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) befürchtet, dass die Sammlung des Münchners Cornelius Gurlitt nur die Spitze des Eisberges sein könnte. »Die Sammlung von Herrn Gurlitt ist zwar durch einen Zufall entdeckt worden. Der Fund verdeutlicht aber, dass in deutschen Wohnzimmern noch viele Bilder hängen könnten, deren Herkunft zweifelhaft ist«, sagte sie dem »Handelsblatt« (Freitag).
Wenn Gurlitt nicht bereit sei, sich mit den Behörden zu einigen, könne sich der Fall noch sehr lange hinziehen - »zum Schaden aller«, sagte sie. Ohne seine Mitarbeit habe die Bundesregierung kaum eine Möglichkeit, das Verfahren zu beschleunigen. »Herr Gurlitt trägt neben rechtlichen auch moralische Verpflichtungen. Ich denke, dass er sich dieser Tatsache nicht ewig wird verschließen können«, sagte Leutheusser-Schnarrenberger. »Es ist für einen 80-jährigen Mann auch nicht angenehm, so lange einem medialen Trommelfeuer ausgesetzt zu sein. dpa/nd
Zum Aktionspaket
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.