Geldquelle, Lückenfüller, Ärgernis

Rolle der Ferienwohnungen im Nordosten untersucht

  • Iris Leithold, Schwerin
  • Lesedauer: 2 Min.

Ferienwohnungen sind bei Mecklenburg-Vorpommerns Urlaubsgästen noch viel beliebter als bislang angenommen. Die Zahl der Übernachtungen sei fast doppelt so hoch wie in der amtlichen Statistik ausgewiesen, sagte Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) in dieser Woche bei der Vorstellung einer Ferienwohnungsstudie für das Land in Schwerin. Die amtliche Statistik zähle nur die Übernachtungen bei Ferienwohnungsanbietern mit mehr als zehn Betten. Die Studie habe nun erstmals in Deutschland auch die Übernachtungen bei den kleineren Anbietern gezählt.

Das Ergebnis: Bei Vermietern von Ferienwohnungen und -häusern mit weniger als zehn Betten übernachten jährlich 5,1 Millionen Urlauber und damit fast genau so viele wie bei den gewerblichen Anbietern (6,6 Millionen). Rund 38 500 Betten stehen bei den Privaten. Vielerorts sei das auch kein Problem, sagte Glawe. Im ländlichen Raum füllten sie sogar eine Lücke, wo Hotels nicht lohnten. Mancherorts gebe es aber auch Konflikte, weil Wohnungen für Einheimische immer teurer werden und die Baulandpreise steigen. So liegt der Qua-dratmeterpreis für eine Eigentumswohnung in Heringsdorf der Studie zufolge bei 3900 Euro, in Warnemünde bei 3500 Euro. Damit seien die Preise doppelt so hoch wie etwa in der Schweriner Altstadt.

In anderen Orten stören sich Nachbarn an mitunter illegal vermieteten Ferienhäusern. Der Nachbar wechselt ständig, oft wird gefeiert. Die Macher der 45 000 Euro teuren Studie empfahlen, die Kontrolle von den Landkreisen an die Gemeinden zu übertragen. Die Landkreise schafften es nicht, die möglicherweise illegalen Vermieter im Blick zu haben. Auch sollten die jeweiligen Gemeinden ein verträgliches Volumen an Ferienwohnungen festlegen, heißt es in der Studie der dwif Consulting GmbH (Berlin).

Der Geschäftsführer des Landestourismusverbandes, Bernd Fischer, warnte vor einem zu strengen Umgang mit privaten Vermietern. Das Vermieten einer Ferienwohnung oder eines Gästezimmers im eigenen Haus diene oft der Finanzierung der Immobilie oder trage zum Familieneinkommen bei, sagte er. Auch sei dies Tradition. Eine Überhitzung des Ferienwohnungsmarktes in Mecklenburg-Vorpommern sieht er bislang nicht. Auswüchsen müssten sich die Kommunen allerdings entgegenstellen. Glawe kündigte an, dass Steuerungsmechanismen entwickelt werden sollen, um zu einem Interessenausgleich zu kommen. dpa/nd

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