Die Strenge

PERSONALIE

  • Andrea Klingsieck
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Rat der Europäischen Zen-tralbank (EZB) hat Danièle Nouy für die Leitung der europäischen Bankenaufsicht vorgeschlagen. Die Anhörung vor dem Währungsausschuss des EU-Parlaments nächste Woche dürfte Formsache sein. Zumal die Abgeordneten bei der Besetzung wichtiger EZB-Posten endlich der männlichen Dominanz ein Ende setzen wollen.

Als Quotenfrau kann man Danièle Nouy angesichts ihrer Erfahrung nicht abtun. Die 62-jährige Bretonin, verheiratet und Mutter von zwei Töchtern, hat das perfekte Profil für den Posten. Als eine von wenigen Frauen hat sie ihre gesamte Karriere in der Bankenkontrolle absolviert. Bei ihren EU-Kollegen gilt Nouy als streng, rigoros und durchsetzungsstark. »Die Bankiers spuren vor ihr, und das ist angesichts der derzeitigen Lage auch ganz gut so«, meint ein Insider. Ein französischer Kollege bestätigt: »Sie ist von der zentralen Rolle der Regulierung überzeugt und schwört auf Vorort-Kontrolle in den Banken selbst.«

Mit ihrem Diplom am Institut für politische Studien (IEP) in Paris und einem Hochschulabschluss in Jura beginnt sie 1974 in Frankreichs Zentralbank Banque de France, in der bereits ihr Vater tätig war, und tritt zwei Jahre später der Vorgängerin der heutigen Bankenaufsichtsbehörde bei, deren Chefin sie 1986 wird. Zwischen 1998 und 2003 leitete sie den einflussreichen Basler Ausschuss für Bankenaufsicht - nach eigenen Aussagen prägte diese internationale Erfahrung ihre weitere Karriere. Seit 2003 ist Nouy oberste Bankenaufseherin in Frankreich. Die von ihr geleitete Behörde, die im Staatsauftrag Banken und Versicherungen überwacht, heißt seit 2010 »Autorité de Contrôle Prudentiel«.

Die Leitung der Aufsicht über die 130 größten Banken der Euro-Länder ab November 2014 wäre eine Anerkennung für die bisherige Arbeit der überzeugten Europäerin. Und eine Art Revanche: Anfang der 70er Jahre blieben ihr die Tore der Generalinspektion der Großbank Société Générale verschlossen. Damals waren Frauen von solchen Posten schlicht ausgeschlossen.

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