Jung, männlich, wahlfaul

Statistiker untersuchten Bundestagswahlergebnisse in Sachsen-Anhalt

  • Lesedauer: 2 Min.

Magdeburg. In Sachsen-Anhalt sind junge Männer den Wahlurnen bei der Bundestagswahl im September besonders häufig ferngeblieben. »Die 21- bis 29-jährigen Männer sind recht wahlfaul«, sagte der Präsident des Statistischen Landesamts, Manfred Scherschinski, vor kurzem in Magdeburg. Die repräsentative Wahlstatistik zeige, dass nur etwas mehr als 40 Prozent der jungen Männer wählen gegangen seien. Landesweit lag die Wahlbeteiligung bei 62 Prozent. Grundsätzlich gelte: Je älter die Wahlberechtigten, desto eher machen sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Bei den 60- bis 69-Jährigen lag die Wahlbeteiligung bei fast 67 Prozent. Bei den über 70-Jährigen ging sie aber wieder zurück.

Die Statistiker werteten rund 61 000 ausgefüllte und speziell markierte Stimmzettel aus. So konnten sie auf Landesebene das Wählerverhalten nach Geschlecht und Altersgruppen sowie Struktur der Wähler und Nichtwähler auswerten. Rückschlüsse auf individuelle Wahlentscheidungen sind laut Scherschinski nicht möglich.

Die Statistiker schauten sich die Wahlentscheidungen genau an und fanden heraus, dass die CDU in allen Altersgruppen die stärkste Partei war. Mit 44,8 Prozent erreichte sie ihr bestes Ergebnis bei den über 70-Jährigen. Insgesamt wurde die CDU auch von mehr Frauen (44,1 Prozent) und weniger Männern (36,3 Prozent) gewählt. Die SPD hingegen profitierte vor allem von einem Zuwachs bei den jüngeren Wählern, wurde von älteren Frauen aber weniger gewählt. Die LINKE verlor nach den Erkenntnissen der Statistiker besonders stark bei den 35- bis 49-Jährigen.

Die erstmals angetretene Alternative für Deutschland (AfD) hat in Sachsen-Anhalt in allen Altersgruppen unter 60 Jahren mehr als fünf Prozent erreicht; bei den 18- bis 24-Jährigen waren es sogar 7,1 Prozent. Die NPD erreichte bei den jüngeren Wählergruppen einen höheren Stimmenanteil als bei den älteren.

Landeswahlleiter und Innenstaatssekretär Ulf Gundlach (CDU) geht davon aus, dass die politischen Parteien die Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik ausgiebig auswerten. Es gehe auch darum, etwa bei den anstehenden Kommunal- und Europawahlen mehr Wähler zu erreichen. Scherschinski verwies auf den Anteil ungültiger Stimmen, der bei den ausgewerteten Stimmzetteln bei knapp zwei Prozent lag. Bei den über 70-Jährigen lag der Anteil noch höher.

Bei der Wahl am 22. September war die CDU mit 41 Prozent der Zweitstimmen stärkste Partei im Land geworden. Zweitstärkste Kraft wurde die LINKE mit 24 Prozent. Die SPD erreichte 18 Prozent. Die FDP kam auf gut zwei Prozent, die Grünen auf knapp vier Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 62 Prozent. dpa/nd

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