Protest gegen Drohnenüberfälle

Pakistanische Provinz blockiert NATO-Nachschubrouten nach Afghanistan

  • Hilmar König, Delhi
  • Lesedauer: 2 Min.
Die in Pakistans Nordwestprovinz Khyber-Pakhtunkhwa regierende Partei Pakistan Tehrik-e-Insaaf (PTI) begann am Sonntag, die Nachschubroute nach Afghanistan für NATO-Konvois zu sperren.

Die Blockade der Nachschubwege für NATO-Konvois werde so lange dauern, bis die USA ihre Drohnenüberfälle auf pakistanisches Gebiet einstellen, sagte PTI-Chef Imran Khan. Seine Partei und ihre Koalitionspartner hatten am Sonnabend zu Demonstrationen, Sitzstreiks und Straßenblockaden in Peschawar aufgerufen. Über 10 000 Teilnehmer riefen: »Nieder mit den USA!« und »Beendet die Drohnenattacken!«

Anlass der Proteste war der Drohnenüberfall am 21. November in Hangu, das außerhalb der Stammesregion liegt, in der Milizen mit den Taliban zusammenarbeiten. Sechs Menschen wurden getötet, darunter angeblich ein afghanischer Taliban. Die PTI und die Provinzregierung bewerten die Überfälle der unbemannten, ferngesteuerten Flugkörper als grobe Verletzung der Souveränität Pakistans.

Imran Khan erklärte am Sonnabend auf einer Kundgebung in Peschawar, es werde keinen Frieden in Pakistan geben, solange die Drohnenattacken nicht eingestellt werden. Die Zentralregierung in Islamabad müsse sich entscheiden, ob sie Partner der USA im »Krieg gegen den Terrorismus« bleiben wolle. Washington habe bereits den Ansatz zu Friedensgesprächen mit den Taliban torpediert, als es deren Führer Hakimullah Mehsud am 1. November durch eine Drohne eliminierte. Jetzt habe das Pentagon in einem befriedeten Gebiet der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa zugeschlagen. Diese »Versklavung und Demütigung« müsse endlich aufhören.

Die Provinzregierung verlangt von Premier Nawaz Sharif die Einberufung eines Allparteientreffens, das eine gemeinsame Position beschließen soll. Islamabad sitzt in der Zwickmühle: Einerseits ist es von Washingtons Militär- und Entwicklungshilfe abhängig, andererseits muss es Rücksicht auf die Stimmung in der Bevölkerung nehmen. Deshalb verurteilt die Regierung offiziell die Überfälle.

Mindestens 2800 Menschen, überwiegend Zivilisten, aber auch Militärs und prominente Taliban kamen seit 2004 durch Drohnenangriffe ums Leben. Der jüngsten Attacke fielen am Freitag in der afghanischen Provinz Nangarhar sieben Menschen zum Opfer. Auch wenn die nördliche Nachschubroute für NATO-Fahrzeuge in Pakistan nun gesperrt ist, bleiben Zufahrtswege durch die südwestliche Provinz Belutschistan. Deshalb fordert Imran Khan eine landesweite Blockade.

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