nd-aktuell.de / 26.11.2013 / Politik

Renten in Deutschland künftig so niedrig wie in keiner anderen Industrienation

Neue OECD-Studie warnt vor Altersarmut in Deutschland

Geringverdiener in Deutschland sind im Vergleich zu Beschäftigten in anderen Industrienationen besonders schlecht für das Alter abgesichert. Die Renten für Menschen, die mit weniger als 50 Prozent des durchschnittlichen Gehalts auskommen müssen, werden gegen Mitte dieses Jahrhunderts so niedrig sein wie in kaum einem anderen OECD-Land.

Berlin. Deutsche Rentner werden einer OECD-Studie zufolge im internationalen Vergleich künftig relativ schlecht dastehen: Ihre Altersbezüge werden bei 55 bis 57 Prozent ihres durchschnittlichen Einkommens vor dem Renteneintritt liegen, wie aus einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht. Das Rentenniveau von Geringverdienern sei mit 55 Prozent niedriger als in allen anderen OECD-Staaten.

Laut Bericht wird ein Geringverdiener, der 2012 ins Arbeitsleben gestartet ist, im Alter nur 42 Prozent seines durchschnittlichen Bruttoeinkommens durch die gesetzliche Rentenversicherung und private Altersvorsorge erhalten. Das ist der niedrigste Wert im OECD-Vergleich von 35 Ländern. Auf dem vorletzten Platz liegt Polen mit 49 Prozent. Im Durchschnitt der Industrieländer kommen die Menschen im Rentenalter zukünftig auf 71 Prozent ihres Gehalts. Beim Spitzenreiter Dänemark erhalten Geringverdiener voraussichtlich sogar 121 Prozent ihres vorherigen Bruttolohns im Rentenalter.

Aber auch andere Faktoren wie Immobilienbesitz, Finanzvermögen und staatliche Leistungen beeinflussen den Lebensstandard. Vom eigenen Haus oder der eigenen Wohnung profitiert der OECD-Studie in Deutschland mit 50 Prozent nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Rentner, hieß es in der Studie. Im OECD-Schnitt seien es 76 Prozent. Immer wichtiger werden staatliche Leistungen, besonders im Pflegebereich. Schon zehn Stunden Pflege pro Woche können laut OECD das verfügbare Einkommen von Senioren der unteren Gehaltsklassen um bis zu zwei Drittel mindern. Betroffen sind vor allem alleinstehende Frauen, da sie meist nur ein geringes Vermögen haben und oft lange leben.

Nach Einschätzung der OECD hat die Finanzkrise dazu beigetragen, dass die Mehrzahl der OECD-Mitgliedsstaaten ihre Rentensysteme reformiert oder bereits geplante Reformen beschleunigt habe, etwa durch die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters. Im Großteil der OECD-Länder liege die Last der Reformen vor allem auf den Schultern von Durchschnitts- und Besserverdienern. In der OECD haben sich die hoch entwickelten Industrieländer zusammengeschlossen.

Nunmehr müsse dauerhaft für ein angemessenes Rentenniveau gesorgt werden, empfiehlt die Studie. »Die Reformen waren wichtig und die Regierungen haben gut daran getan, Geringverdiener nicht noch stärker zu belasten«, sagte die Leiterin der OECD-Abteilung für Sozialpolitik, Monika Queisser, bei der Vorstellung des Berichts in Berlin. »Wir müssen aber aufpassen, dass die langfristigen Folgen für den sozialen Zusammenhalt und Altersarmut nicht aus dem Blick geraten.« In Deutschland würden die Rentenbezüge für Menschen mit verhältnismäßig kleinem Gehalt gegen Mitte dieses Jahrhunderts so niedrig sein wie in kaum einem anderen OECD-Land. Agenturen/nd