Zu stark für einen gesetzlichen Mindestlohn

Arbeitnehmervertreter in Schweden wollen keine staatliche Einmischung in Tarife

  • André Anwar, Stockholm
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Während in Europa über eine Ausweitung gesetzlicher Mindestlöhne diskutiert wird, fühlen sich Schwedens Gewerkschaften so stark, dass sie eine Lohnuntergrenze per Gesetz ablehnen.

Im sozialdemokratisch geprägten Schweden gibt es keinen gesetzlichen Mindestlohn. Arbeitgeber und -nehmer wollen ihn nicht. Sie verhandeln autonom über tarifliche Mindestlöhne, auch als Eingangs- oder Grundlohn bezeichnet. Eine staatliche Einflussnahme wünschen beide Seiten nicht. Die Politik respektiert das.

Dass die großen schwedischen Gewerkschaften gegen den gesetzlichen Mindestlohn sind, liegt daran, dass sie - anders als im deutschsprachigen Raum - noch immer recht stark sind. Auch wenn sie Mitglieder verlieren, auch durch zunehmende Leiharbeit und Scheinselbstständigkeit, liegt der Organisationsgrad mit 70 Prozent noch weit über den 18 Prozent in Deutschland oder den 21 Prozent in der Schweiz. Die Gewerkschaften Schwedens sind damit noch mächtig genug, um in den meisten Branchen die Einhaltung der Grundlöhne durchzusetzen. Diese ausgehandelten Löhne sind normalerweise höher als es staatliche Mindestlöhne wären, heißt es...


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