Mord wegen ein paar alter Münzen

Angeklagter schwieg beim Prozessauftakt zum Tatvorwurf der Staatsanwaltschaft

  • Lesedauer: 2 Min.
Aus Habgier soll ein 24-Jähriger einen 73-Jährigen getötet haben. Gestern begann der Mordprozess vor dem Berliner Landgericht.

Wie jeden Tag arbeitete der 73-jährige Gernot D. auch an jenem 27. März dieses Jahres - es war ein Mittwoch - in seinem kleinen Laden in der Beusselstraße 65. Jeden Morgen rückte er mit seinem Rollator an, am Abend schloss er den Laden zu, um wieder nach Wilmersdorf abzutauchen. Seit 20 Jahren gehörte Gernot D. zum Kiez. Er hing an seinem Münzgeschäft in diesem sozialen Brennpunkt der Stadt, der in den letzten Jahren vor allem durch die Vielzahl an Spielkasinos auf sich aufmerksam gemacht hat. Schätze waren in seinem schmalen Handtuch von Laden nicht zu finden, weder Gold noch Raritäten. Nachbarn beschrieben den Mann als freundlich, hilfsbereit und mit Berliner Schnauze ausgestattet. Seine Einkünfte als Selbstständiger waren außerordentlich bescheiden. Er wollte dennoch immer weitermachen.

Am 27. März, in der Mittagsstunde, endete sein Leben. Seine 72-jährige Schwester fand ihn gegen 14.30 Uhr in einem Nebenraum des Geschäfts in seinem eigenen Blut. Der Rentner war mit einem schweren Gegenstand erschlagen worden. Der herbeigeeilte Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Die Beute: ein Laptop, die Brieftasche, Bankkarten und Münzen. Insgesamt nicht einmal mehr als 200 Euro wert.

Sofort wurde eine stadtweite Fahndung eingeleitet. Wer hat zwischen 12 und 14.30 Uhr etwas beobachtet? Am Tatort wurden neben den Spuren des Opfers auch noch weitere DNA-Materialien gesichert, die auf eine zweite Person im Lagerraum schließen ließen. Ein Abgleich in der Straftäterdatei erbrachte einen Treffer. Der vorbestrafte und arbeitslose Asmir A. muss sich zum Zeitpunkt des Mordes im Laden aufgehalten haben.

Die Fahndung nach ihm lief auf Hochtouren. Die Suche mit internationalem Haftbefehl blieb zunächst ergebnislos, doch Ende Mai ging er der belgischen Polizei ins Netz. Als Wohnungsloser und Nichtregistrierter war er den Behörden aufgefallen. Nach seiner Auslieferung wurde er im Berliner Maßregelvollzug untergebracht. Das heißt, Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass der Tatverdächtige psychisch krank, somit gar nicht oder nur vermindert schuldfähig ist.

Am ersten Prozesstag wurde nur die Anklage verlesen. Asmir A. gab zunächst etwas wirre Antworten, er sei nicht der Täter und habe mit der Sache nichts zu tun, um dann zu erklären, dass er vorerst nichts mehr sagen werde. Doch die Spuren am Tatort sind eindeutig. Das werden beim nächsten Prozesstag auch die Vertreter der 7. Mordkommission bestätigen, die den Fall übernommen hat.

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