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Walter Frosch / 19. 12. 1950 - 23. 11. 2013

»Ein Walter Frosch spielt nur in der A-Mannschaft oder in der Weltauswahl«, so lehnte der gebürtige Ludwigshafener 1976 eine Einladung von Jupp Derwall, dem damaligen BRD-Fußball-Bundestrainer, zur B-Nationalelf ab. Vom Abwehrspieler bleibt weniger das fußballerische Können als seine direkte Art in Erinnerung. Vor allem beim FC St. Pauli avancierte er zwischen 1976 und 1982 zum Publikumsliebling. Beim damals noch überhaupt nicht kultverdächtigen Hamburger Stadtteilklub stach der Kettenraucher heraus: nicht so sehr durch die durchaus übliche Haarpracht, sondern vor allem durch ein Zweikampfverhalten, das mit »kompromisslos« noch zurückhaltend beschrieben ist: In der Saison 1976/77 stellte er mit 18 Gelben Karten einen Rekord auf. Ohne Konsequenzen für ihn: erst kurze Zeit später, vielleicht auch wegen Frosch, führte der Deutsche Fußball-Bund eine automatische Sperre nach fünf Gelben Karten ein.

Nach seiner Karriere wurde er Pächter der Stadiongaststätte beim SC Victoria Hamburg. »Mein schwerster Gegner war immer die Kneipe«, sagte Frosch, der Mitte der 90er an Krebs erkrankte. Was ihn nicht hinderte, bei einem Benefizspiel mit der Zigarettenschachtel im Stutzen aufzulaufen. stf

Georges Lautner / 24. 1. 1926 - 22. 11. 2013

Einst studierte er in Paris politische Wissenschaften und Jura - zwei Fächer, die auch für seine späteren Filme wertvoll sein sollten. In »Der Fall Serrano« beispielsweise schickte Regisseur Georges Lautner 1977 Alain Delon auf die Spur einer verzweigten Verschwörung. Hier verknüpfte er nicht nur die beiden Studienfächer Politik und Verbrechen, sondern legte zudem eine der Grundlagen für den europäischen Politthriller. Der Sohn einer Schauspielerin hatte aber auch keine Probleme damit, die Politik Politik sein zu lassen, wenn er sich seiner Meisterdisziplin widmete: der leichten Gaunerkomödie.

Mit Delon, Lino Ventura, Jean-Paul Belmondo oder Jean Gabin hatte Lautner die Creme der franko-italienischen Thriller(-Persiflagen-)Darsteller vor der Kamera. Nicht nur konnte er den europäischen Krimi von seinen erdrückenden US-Vorbildern emanzipieren. Auch hatte der in Nizza Geborene keine Scheu, innerhalb dieses Genres zwischen der knallharten und der albernen Form zu wechseln. Mit »Nimm's leicht, nimm Dynamit«, »Der Profi«, »Der Fall Serrano« und vor allem »Mein Onkel, der Gangster« erarbeitete sich Lautner in Frankreich Kultstatus - und seinen Kosenamen: »Papa der Gangster«. tri

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